ASIEN/INDIEN - Erzbischof Neli zur Lage in Manipur: "Die Lösung kann nur von einem Prozess der Heilung und Versöhnung ausgehen“

Montag, 15 September 2025 menschenrechte   politik   gewalt   frieden  

RVA

Imphal (Fides) – „Premierminister Narendra Modi kam nach Manipur und hat eine Lösung für den Konflikt versprochen, der uns seit über zwei Jahren beschäftigt. Er sprach von Frieden, Wohlstand und Entwicklung. Er brachte ein Paket mit wirtschaftlicher Hilfe mit. Er sprach von der Integrität des Bundesstaates Manipur und von der Einheit der Nation. Allerdings hat er mit seinem Besuch den wunden Punkt und das entscheidende Problem nicht angesprochen: Die Bevölkerung von Manipur ist durch den Konflikt gespalten und lebt seit zwei Jahren in getrennten Gebieten. Über 50.000 Menschen der ethnischen Gruppen Kuki und Meitei leiden in Flüchtlingslagern. Die Lösung kann nur von einem Prozess der Heilung und Versöhnung ausgehen und muss mittel- bis langfristig gedacht werden“, sagt Linus Neli, Erzbischof von Imphal, der Hauptstadt des Bundesstaates im Nordosten Indiens, im Gespräch mit Fides am Tag zum Besuch von des indischen Premierminister Narendra Modi in diesem Bundesstaat. „Modi hat mit den beiden Gruppen getrennt gesprochen, vor allem wirtschaftliche Wohlstand versprochen und ein Paket mit Wirtschaftshilfen mitgebracht“, bemerkt der Erzbischof, „aber er hat „die Beziehung zwischen den verfeindeten Gruppen, den Hass, die Dringlichkeit, die innere und gemeinschaftliche Bereitschaft zum Frieden wiederherzustellen“ nicht angesprochen“.
„Derzeit“, erklärt Erzbischof Neli, „liegt die Bewältigung der Krise in Manipur in den Händen des Militärs. Die Armee hält die verfeindeten Bevölkerungsgruppen auseinander, kontrolliert das Gebiet und sorgt für Sicherheit. Das soll weitere Unruhen und Gewalt zu verhindern, aber es ist keine Lösung. Die Situation vor Ort ist festgefahren. Und die Wunden bleiben, wenn niemand etwas unternimmt, um sie zu heilen“.
Laut Erzbischof Neli „ist politischer Wille erforderlich, um einen ernsthaften Versöhnungsprozess voranzutreiben und ein friedliches Zusammenleben zwischen den beiden Gruppen wiederherzustellen. Es bedarf des guten Willens beider Seiten und auch der Vermittlung durch die politischen, staatlichen und föderalen Behörden“, bemerkt er. „Versöhnung ist möglich, wenn man die anstehenden Fragen offen und nach Kriterien der Fairness und Gerechtigkeit angeht und dabei Barrieren und Polarisierungen überwindet: Das ist die Aufgabe guter Politik“, fügt er hinzu.
„Als katholische Kirche“, so schließt der Erzbischof, „sind wir mit Gläubigen in beiden Gemeinschaften vertreten, sowohl unter den Kuki als auch unter den Meitei. Wir leisten weiterhin humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge und fördern interkulturelle und interreligiöse Begegnungen, um Frieden und Zusammenleben zu fördern. Wir versuchen, als Brücke zu fungieren und einen Prozess der Heilung und Versöhnung in Gang zu setzen“. „Für unsere pastoralen Lebens“, schließt er, „müssen wir drei Kirchen wiederaufbauen, die vor zwei Jahren durch die Gewalt vollständig zerstört wurden, während zwei Klöster derzeit von der Armee besetzt sind und wir vorübergehend nicht über die Einrichtungen verfügen können. Aber angesichts der festgefahrenen Situation können wir nichts tun, wir warten ab.“ .
(PA) (Fides 15/9/2025)


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