AMERIKA/HAITI - Humanitäre Lage ist katastrophal: Menschen geben die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nicht auf

Dienstag, 17 Juni 2025

MM

Pourcine-Pic Makaya (Fides) - „Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, dessen Leid unermesslich ist: Kinder, Mütter, ältere Menschen, von denen viele gezwungen waren, ihre Heimat mehr als einmal zu verlassen, oft nur mit den Kleidern, die sie trugen, und die nun unter Bedingungen leben, die weder sicher noch zumutbar sind“, so Amy Pope, Generaldirektorin der Internationalen Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationan, nach der Veröffentlichung des Berichts am 11. Juni, aus dem hervorging, dass derzeit fast 1,3 Millionen Menschen aufgrund der Gewalt in Haiti aus ihren Häusern vertrieben wurden, die höchste Zahl in der Geschichte des Landes von 11,5 Millionen.
Allein im ersten Quartal 2025 wurden weitere 1.600 Menschen von kriminellen Banden getötet - und tausend verletzt -, wobei mehrere Massaker jeweils Dutzende von Menschenleben forderten. Port-au-Prince bleibt das Epizentrum der Krise, aber die Gewalt der Banden breite sich weit über die Hauptstadt hinaus aus, so die IOM. Jüngste Angriffe in den nordwestlichen Departements Centre und Artibonite sollen Hunderttausende von Einwohnern zur Flucht gezwungen haben, von denen viele jetzt in Notunterkünften unter äußerst prekären Bedingungen lebten. In Artibonite, dem größten der 10 Departements des Landes, habe die Gewalt allein in der Gemeinde Petite Rivière mit rund 200.000 Einwohnern mehr als 92.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Noch alarmierender sei die Lage im Departement Centre. In Städten mit weniger als 200.000 Einwohnern wie Mirebalais und Saut-d'Eau habe sich die Zahl der Menschen, die auf der Flucht sind, innerhalb von nur zwei Monaten von rund 68.000 auf über 147.000 mehr als verdoppelt. Viele Menschen lebten nun ohne Zugang zu medizinischer Versorgung, sauberem Wasser und Schulen, so dass bereits gefährdete Familien ums Überleben kämpfen müssen, so die IOM. Da immer mehr Menschen gezwungen seien, aus dem Land zu fliehen, nehme die Zahl der spontan entstehenden Camps für vertriebene Personen weiter zu. Seit Dezember sei die Zahl dieser Lager von 142 auf 246 gestiegen.
In diesem Klima des Leidens, des Schmerzes, der Krise und der Verlassenheit fehlt es nicht an Initiativen zugunsten der Bevölkerung. Eine davon ist „Let's Move for Haiti“, ein Lauf im Park des Flusses Gesso-Stura, der am Mittwoch, den 2. Juli, von einer Gruppe von Freunden und Unterstützern von Pater Massimo Miraglio organisiert wird. Der italienische Kamillianermissionar aus Borgo San Dalmazzo bei Cuneo lebt und arbeitet seit fast zwanzig Jahren in Haiti, in einer der ärmsten Regionen Mittelamerikas. Der gesamte Erlös der Veranstaltung kommt dem Projekt „Ein Netz von Wegen für die menschliche und wirtschaftliche Entwicklung“ zugute, das der Missionar seit einigen Monaten in der Pfarrei Pourcine/Pic Makaya, deren Pfarrer er ist, durchführt (vgl. Fides 25/9/2024). Pater Massimo hatte das Ende der ersten Phase der Reinigung und Instandhaltung einiger Wege angekündigt, damit sich die Menschen sicherer und schneller fortbewegen können und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Gebiets gefördert wird (vgl. Fides 19.3.2025).
„Heute“, schreibt Pater Massimo, “befinden wir uns in den ersten Tagen der Abschlussprüfungen für das Schuljahr 2024-25 in der Grundschule der Pfarrei Pourcine-Pic Makaya. Ein weiteres Jahr geht mit Genugtuung zu Ende, aber es bleibt noch so viel zu tun“. Neben der Schule werden auch die anderen von dem Missionar initiierten Projekte weitergeführt, wie die Alphabetisierungskurse für Erwachsene, das Gästehaus, die Wiedereinführung des Kaffeeanbaus, die Bohnenplantagen, das Aquädukt sowie die vielen Aktivitäten des Gemeinschaftslebens.
Dem IOM-Bericht zufolge ist schätzungsweise fast die Hälfte der Bevölkerung in Haiti auf humanitäre Hilfe angewiesen, vor allem in Form von Nahrungsmitteln, Unterkünften, Hygiene- und Gesundheitsversorgung sowie Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Trinkwasser und Strom. Was die Sicherheit betrifft, so wurde die örtliche Polizei durch mehrere hundert Soldaten einer internationalen Unterstützungsmission verstärkt, die von der kenianischen Militärpolizei geleitet wird und sich aus Truppengruppen aus mittelamerikanischen und karibischen Ländern zusammensetzt.
„Ohne sofortige Finanzierung und Zugang werden Millionen von Menschen weiterhin in Gefahr sein“, so Amy Pope. Die Vertreterin der IOM ist der Ansicht, dass humanitäre Hilfe unerlässlich ist, aber dies sei nicht das Einzige, was benötigt werde. „Wir müssen jetzt handeln. Die Stärke des haitianischen Volkes ist inspirierend, aber Widerstandsfähigkeit kann nicht ihre einzige Zuflucht sein. Diese Krise darf nicht die neue Normalität werden”, so die IOM-Generaldirektorin abschließend.
(AP) (Fides 17/6/2025)


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