AFRIKA/ DR KONGO - “Die Bodenschätze machen unser Land zu einem Paradies, doch die Menschen leben in der Hölle”

Donnerstag, 26 Januar 2023 kriege  

Kinshasa (Fides) – „Wann wird es Frieden im Kongo geben?" fragt sich Pierre Kabeza zu Begin einer Pressekonferenz die am gestrigen 25. Januar in Rom stattfand.
Die Hintergründe der Lage in der Demokratischen beschreibt Pierre Kabeza bildlichen Vergleich: "Die Wurzeln eines Baumes kann man nicht sehen. Die Wurzeln sind in unserem Fall die Großmächte der Welt und ihre multinationalen Unternehmen. Der Stamm des Baumes sind die Nachbarländer der Demokratischen Republik Kongo (Ruanda und Uganda), die von den Großmächten unterstützt werden, und die Äste schließlich sind die verschiedenen Guerillagruppen, die auf kongolesischem Gebiet operieren. Der Saft, der den Baum nährt, sind wirtschaftliche Interessen", so der ehemaliger kongolesische Gewerkschafter, der sich insbesondere für die Rechte der kongolesischen Kinder einsetzt und Vorsitzender von Jugendverbänden in der Region Süd-Kivu im Osten des Landes war.
Anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus in der Demokratischen Republik Kongo haben 107 italienische Hilfswerke und Organisationen, von denen viele aktiv in dem afrikanischen Land präsent sind, in einem Brief an Papst Franziskus gewandt, um die Öffentlichkeit auf den Krieg in den drei kongolesischen Provinzen Nord- und Süd-Kivu sowie Ituri aufmerksam zu machen. In ihrem Schreiben formulieren sie die Bitte, dem Schrei des kongolesischen Volkes Gehör zu verschaffen und auf die "strukturellen Ursachen" und die politische und wirtschaftliche Verantwortlichkeit westlicher Länder hinzuweisen, die sich ungestraft die natürlichen Ressourcen, die Märkte und die menschlichen Ressourcen dieses Landes aneignen.
Zu den "strukturellen Ursachen" gehören die enormen Bodenschätze der Region, insbesondere Coltan und Kobalt (aber auch einige der so genannten "seltenen Erden"), Mineralien, die im Hinblick auf die so genannte "Energiewende" zunehmend strategische Bedeutung erlangen.
"Diese Bodenschätze machen mein Heimatland zu einem Paradies, während die Bevölkerung in einer wahren Hölle lebt", bekräftige der italienisch-kongolesischer Menschenrechtsaktivist John Mpaliza, der daran erinnert, dass „die Demokratische Republik Kongo ein strategisches Land für die Welt ist", nicht nur wegen seiner Bodenschätze, sondern auch wegen seiner geografischen Lage im Zentrum Afrikas und weil es den zweitgrößten Regenwald besitzt, die grüne Lunge des Planeten".
Hoffnung kommt von den vielen engagierten jungen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, die bei der Pressekonferenz von Micheline Mwendike vertreten wurden. Sie erinnert daran, dass es in dem afrikanischen Land Menschen gibt, „die jeden Tag für freie Wahlen, Straßen, Gehälter und Sicherheit kämpfen". Doch „wir haben den Eindruck, dass die Welt es vorzieht, uns im Chaos zu belassen, weil das die einzige Möglichkeit ist, uns Mineralien zum Nulltarif abzunehmen. Sie bezahlen uns nicht für das CO2, das der kongolesische Äquatorialwald absorbiert. Trotzdem kämpfen wir weiter dafür, die Situation zu verbessern".
"Die neuen afrikanischen Generationen sind sich dieser Situation bewusst. Ich hoffe, dass sich junge Afrikaner und Europäer zusammentun und dazu beitragen, dies zu ändern", betont auch John Mpaliza.
Pater Giovanni Piumatti, seit über 50 Jahren als Fidei-Donum-Missionar der italienischen Diözese Pinerolo in Kivu lebt und arbeitet, erinnerte an das Drama der von den verschiedenen anwesenden Guerillagruppen rekrutierten Kindersoldaten und betonte, dass "wir in den letzten Jahren Hunderte von Jugendlichen haben, die von den Waffen weg wollen, aber es gibt keine Struktur, die in der Lage ist, sie aufzunehmen" und sie dann wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
(L.M.) (Fides 26/1/2023)


Teilen: