AMERIKA/KOLUMBIEN - Grenzbrücke “Simon Bolivar” wieder offen: Katholische Kirche lädt im „Niemandsland“ zu Feiern zum 108. Weltmigrantentag ein

Donnerstag, 29 September 2022 auswanderung   bischofskonferenzen  

Paraguachón (Fides) - Mehr als 700 Menschen aus Kolumbien und Venezuela kamen auf Einladung der katholischen Kirche im Grenzort Paraguachón, der letzten kolumbianischen Ortschaft vor der Grenze zu Venezuela in der Region Guajira, zusammen, um mit den Bewohnern der umliegenden Ortschaften im Rahmen des 108. Weltmigranten- und Flüchtlingstages an das 200jährige Jubiläum der kolumbianisch-venezolanischen Grenze zu erinnern. An der Feier nahmen hochrangige Kirchenvertreter und Delegierte der Caritas der beiden Länder teil. Ebenfalls anwesend war stellvertretend für die Hafenstandt Maracaibo (Venezuela), Frau Vanessa Linares, und der Bürgermeister von Maicao (Kolumbien), Mohamad Dasuki. Beide würdigten die von der katholischen Kirche im Zeichen der Brüderlichkeit auf den Weg gebrachte Initiative.
Zu Beginn des Treffens tauschten Erzbischof José Luis Azuaje von Maracaibo (Venezuela) und Bischof Francisco Antonio Ceballos von Riohacha (Kolumbien) im Zeichen der Brüderlichkeit eine brennende Osterkerze und Salz aus. Diese Geste verstehe sich auch „als gemeinsame Antwort auf den Aufruf unseres Herrn Jesus Christus ‚Salz der Erde und Licht der Welt‘ zu sein“.
Anschließend trafen sich die venezolanische und die kolumbianische Delegation zu einem Austausch über das diesjährige Motto "Den Weg gemeinsam gehen" und sich so auf die Eucharistiefeier vorzubereiten, die dem Bischof Francisco Ceballos von Riohacha. Der Bischof wies darauf hin, dass dieses Treffen im so genannten "Niemandsland" stattfand und fügte hinzu: "Wir sind hier in Paraguachón an der Grenze, um den 108. Welttag der Migranten und Flüchtlinge zu feiern. Wir sind an diesen symbolträchtigen Ort gekommen, um die Botschaft von Papst Franziskus zu überbringen, in der es darum geht, die Migranten und Flüchtlinge willkommen zu heißen und zu begleiten. Es gibt viele, die Kolumbien aufgesucht haben, um hier eine bessere Chance zu finden und zu leben. Doch sie wollen nicht nur leben, sondern in Würde leben“.
Pfarrer Rafael Castillo Torres, Direktor der Caritas Kolumbien, erinnerte an die Einheit zwischen den beiden Völkern: "Wie schön ist es, dass wir heute Gott dafür danken können, dass wir ein Volk auf dem Weg sind, eine Gemeinschaft auf dem Weg, und dass die Botschaft des Heiligen Vaters zum heutigen Tag 'Mit Migranten und Flüchtlingen die Zukunft gestalten' unseren Völkern Licht, Wahrheit und Hoffnung bringt".
Unterdessen gilt in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern die jüngste Wiedereröffnung der internationalen Simon-Bolivar-Brücke nach siebenjähriger Schließung als Meilenstein. Sie handelt sich um die wichtigste Landverbindung zwischen Kolumbien und Venezuela und markiert eine Grenze, die aus wirtschaftlicher Sicht von großer Bedeutung ist. An dem symbolischen Akt am vergangenen 26. September nahmen der kolumbianische Präsident Gustavo Petro, der Gouverneur des Bundesstaates Tachira, Freddy Bernal, sowie die Minister für Verkehr und Industrie teil.
Am 19. August 2015 hatte der venezolanische Präsident Maduro die Schließung der Grenze zu Kolumbien angeordnet, um nach eigenen Angaben die Einreise kolumbianischer Paramilitärs zu verhindern und den Schmuggel zu bekämpfen; gleichzeitig wurden tausend Kolumbianer ausgewiesen und die Grenze militarisiert. Später genehmigte derselbe Präsident die Öffnung der Olo-Brücke für einige Stunden, so dass Tausende von Venezolanern die nächstgelegenen Ortschaften erreichen konnten, um Lebensmittel, Medikamente und lebensnotwendige Güter zu kaufen, die in ihrem Land inzwischen Mangelware waren.
Der Vorstand des Rates der lateinamerikanischen Bischöfe (CELAM) und die Bischofskonferenzen der beiden Länder haben immer wieder daran erinnert, dass sich die beiden Völker immer durch ihre Brüderlichkeit, Solidarität und Einheit ausgezeichnet haben, und in diesem Zusammenhang beklagt, dass die getroffenen Maßnahmen die ärmsten und schwächsten Sektoren sowohl in Kolumbien als auch in Venezuela treffen. Bei mehreren Gelegenheiten forderten sie die Präsidenten beider Länder öffentlich auf, sich zu einem Dialog zu treffen, der konkrete und langfristige Vereinbarungen ermöglichen soll (vgl. Fides 1/09/2015 und 5/09/2015).
(SL) (Fides 29/09/2022)


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