AMERIKA/CHILE - Bischöfe zum Volksentscheid über neue Verfassung: “Historische Entscheidung für die Zukunft Chiles”

Dienstag, 30 August 2022 politik   soziale lage   menschenrechte   bischofskonferenzen  

Santiago (Fides) – Mit Blich auf die für den kommenden Sonntag, dem 4. September, anberaumt Volksentscheidung über den Entwurf der neuen Verfassung treffen veröffentlichte der Ständigen Ausschuss der chilenischen Bischofskonferenz am 29. August eine Botschaft, in der sie sich mit der "historische Entscheidung für die Zukunft Chiles" befassen. Dabei appellieren sie an „den ethischen und religiösen Sinn, der in der Seele der großen Mehrheit der Chilenen wohnt“ und laden die Bürger dazu ein, „der Gewalt in all ihren Formen ein Ende zu setzen“ und „Baumeister der Einheit und des Friedens zu sein".
„Der Glaube an Gott und das Bekenntnis zu einem gemeinsamen Vater ist ein Erbe unseres Landes, das immer eine Quelle der Einheit und Solidarität war", heißt es in der Botschaft. „Gottesliebe, Nächstenliebe und Vaterlandsliebe sind die Kräfte, die uns auf Wege führen müssen, die den sozialen Frieden aufbauen und Spannungen und Konflikte, die das Zusammenleben und die Demokratie beeinträchtigen, hinter uns zu lassen, um Platz für Eintracht, Wohlstand und Einheit zu schaffen".
Unter Hinweis auf die öffentliche Debatte der letzten Wochen über den Entwurf der neuen Verfassung und die Leitlinien, die die Bischöfe im Lichte des Evangeliums und des Lehramtes der Kirche bereits dazu gegeben haben, betont die Botschaft, dass diese Tage für alle "ein Moment der persönlichen, familiären und gemeinschaftlichen Reflexion sein müssen, dessen Horizont auf die Zukunft Chiles und auf die Notwendigkeit gerichtet sein muss, dass das Land Wege einschlägt, die es ermöglichen, die Wunden zu heilen und die Brüche in unserem nationalen Zusammenleben zu reparieren". In diesem Zusammenhang heben die Bischöfe auch die Bedeutung des Dialogs zwischen den verschiedenen Generationen hervor und rufen dazu auf, “in diesem für die Nation entscheidenden Moment die eigene Meinung zu äußern“ und „vom Wahlrecht Gebrauch zu machen“, als "Ausdruck der Liebe zu Chile, seinem Volk und seiner Zukunft".
Man sei sich bewusst „dass die Debattte um die Verfassung, die ernsten Herausforderungen offenbart haben, mit denen wir uns als Nation konfrontiert sehen und die sich in sozialen, politischen und wirtschaftlichen Forderungen ausgedrückt haben", so die Bischöfe, die bedauern, dass „nicht der Zusammenhalt und die Geschlossenheit erreicht wurd, die viele erwartet hatten“, denn "die Polarisierung der politischen und ideologischen Positionen wurden sehr offensichtlich". Man dürfe sich jedoch nicht entmutigen lassen, "weil Chile, wie es im Laufe seiner Geschichte bewiesen hat, zum Frieden und zur Einheit berufen ist".
Die Botschaft der Bischöfe ruft dazu auf, "weiterhin für das Wohl Chiles zu arbeiten": "die Ergebnisse des Volksentscheids zu akzeptieren, unabhängig davon, welche Option die meisten Stimmen erhält", "jede Art von Gewalt zu vermeiden". Alle, insbesondere die Akteure des öffentlichen Lebens und der Politik, werden aufgefordert, "ihren Blick zu weiten und gemeinsam darüber nachzudenken, was uns zu einem gerechteren, geschwisterlicheren und weniger ungleichen Chile mit besseren Chancen für alle seine Bewohner führen kann".
Die chilenischen Bischöfe befassten sich vom 18. bis 22. Juli 2022 bei gemeinsamen Beratungen mit dem Text der neuen Verfassung im Lichte der Soziallehre der Kirche. In den im Anschluss veröffentlichten Leitlinien würdigten die Bischöfe den Verfassungstext in Bezug auf die sozialen Rechte, die Umwelt und die indigenen Völker, während sie Kritik an Normen übten, die den Schwangerschaftsabbruch erlauben und die Möglichkeit der Euthanasie offen lassen, "die das Konzept der Familie entstellen, die die Freiheit der Eltern, ihre Kinder zu unterrichten, einschränken und die dem Recht auf Bildung und der Religionsfreiheit gewisse Grenzen setzen" (vgl. Fides 25/7/2022).
(SL) (Fides 30/8/2022)


Teilen: