AFRIKA/SÜDAFRIKA - Bischöfe beklagen Zuspitzung der Wirtschaftskrise: „Wir brauchen Arbeitsplätze in ländlichen Gebieten“

Freitag, 26 August 2022 wirtschaft   bischöfe   gerechtigkeit  

Johannesburg (Fides) - Tausende von Menschen sind am 24. August in Pretoria auf die Straße gegangen, um gegen die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zu protestieren. Zu den Protestkundgebungen hatten die acht Gewerkschaften des Landes eingeladen, die dringende Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, der steigenden Armut und der hohen Lebenshaltungskosten fordern.
Die Inflation ist weltweit in die Höhe geschnellt, angeheizt durch Unterbrechungen der Lieferketten nach der Lockerung der COVID-19-Beschränkungen sowie durch steigende Energie- und Lebensmittelpreise infolge des Krieges zwischen Russland und der Ukraine.
Einem Bericht der Weltbank zufolge leben unterdessen rund 30,3 Millionen Südafrikaner in Armut, während 13,8 Millionen Menschen mit Nahrungsmittelknappheit konfrontiert sind, die durch die steigenden Lebensmittelpreise infolge der russischen Invasion in der Ukraine noch verschärft wurde. Verschlimmert wird die Situation durch die ständigen Stromausfälle.
Diese Situation war auch Gegenstand einer am 8. August veröffentlichten Erklärung der südafrikanischen Bischöfe, die ihre Besorgnis über „die hohe Arbeitslosigkeit und die steigenden Lebenshaltungskosten zum Ausdruck brachten, die immer mehr Menschen in die Verschuldung und Armut ihrer Familien treiben".
Die Bischöfe appellieren an die Verantwortlichen des Landes und stellen fest, dass "es traurig ist, dass sich die Aufmerksamkeit unserer politischen Führungskräfte auf die Verteidigung ihrer eigenen Interessen beschränkt und nicht auf Fragen, die für die einfachen Bürger wichtig sind, insbesondere für die Obdachlosen, Arbeitslosen und Hungernden". "Wir verurteilen auf das Schärfste die Bereicherung unserer Politiker und die Auseinandersetzungen zwischen den Fraktionen zu einer Zeit, in der die Mehrheit der Bevölkerung darum kämpft, über die Runden zu kommen".
Die Bischöfe appellieren eindringlich an die Regierung, "wirksame Maßnahmen gegen die steigenden Kraftstoff- und Lebensmittelpreise zu ergreifen" und die wirtschaftlichen Ungleichheiten zu beseitigen, "die das Wirtschaftswachstum und die nationale Sicherheit des Landes untergraben und Bedingungen schaffen, die gewaltsame Unruhen und soziale Instabilität schüren könnten".
"Besonders besorgniserregend sind die großen Unterschiede zwischen der ländlichen und der städtischen Wirtschaft“, so die Bischöfe weiter, „die insbesondere die armen Landwirte von der Teilhabe an der Wirtschaft des Landes ausgeschlossen haben". "Junge Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, haben es schwer, Arbeit zu finden, da die ländliche Wirtschaft ausschließlich auf dem Bergbau, der verarbeitenden Industrie und der Landwirtschaft basiert, die durch eine zunehmende Automatisierung und ein System der Ausbeutung von Arbeitskräften gekennzeichnet ist“. Deshalb fordern die Bischöfe "die Regierung auf, in autarke Dorfgemeinschaften zu investieren, die eine große Zahl von Arbeitsplätzen schaffen, für die auch Fachkräfte notwendig sind".
(L.M.) (Fides 26/8/2022)


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