ASIEN/LIBANON - Kardinal Raï mit Blick auf Präsidentschaftswahl: “Wechsel muss unter Einhaltung der institutionellen Fristen und Termine erfolgen“

Montag, 11 Juli 2022 mittlerer osten   ostkirchen  

Diman (Fides) - Die Verzögerung oder Beeinträchtigung der Bildung einer neuen libanesischen Regierung sei ein Akt der "Sabotage" gegen die gesamte Nation und schwäche den Libanon bei Verhandlungen mit der internationalen Gemeinschaft. Dies betonte der libanesische Kardinal und maronitische Patriarch von Antiochien, Béchara Boutros Raï, in seiner Predigt am Sonntag, dem 10. Juli, in Diman in der Kirche der Sommerresidenz des Patriarchen vorstand.
Die libanesischen Parlamentswahlen fanden bereits am 15. Mai statt, und seither hat konnte noch keine Regierung gebildet werden. „Die Taktiken der Parteien, die das politische und institutionelle Leben des Landes erneut lähmen", so der Patriarch, "bedrohen die Widerstandsfähigkeit des Staates, schüren die Wut des Volkes und setzen den Libanon der Einmischung, der Manipulation und einer neuen Unterordnung unter regionale und globale geopolitische Akteure aus“. Dies sein eine Situation, „die sich noch weiter zuspitzen könnte, wenn die derzeitige Pattsituation auch die für den kommenden Oktober angesetzte Wahl eines neuen Staatschefs beeinträchtig“, warnte der Patriarch. Dieser Wechsel an der Spitze" müsse „unter Einhaltung der institutionellen Fristen und Termine erfolgen“. Und wenn der Zusammenbruch des Landes nicht unumkehrbar werden soll, müsse ein Präsident gewählt werden, der "politisch engagieret und erfahren, mutig und kühn ist, ein Staatsmann, der in seiner Integrität neutral ist und sich von seinem Patriotismus leiten lässt", der es verstehe, "über den Allianzen zwischen den Parteien und der Dialektik zwischen den gegensätzlichen politischen Achsen" zu stehen.
Am Ende seiner Predigt sprach Kardinal Raï den muslimischen Mitbürgern, die am Wochenende Eid al Adha (Opferfest) feierten, seine besten Wünsche aus. Anlässlich des islamischen Festes hatte der libanesische schiitische Mufti, Scheich Ahmad Kabalan, ebenfalls zur raschen Bildung einer neuen Regierungsmannschaft aufgefordert, die "dem täglichen Leben der Libanesen, von denen 80 Prozent unterhalb der Armutsgrenze leben, Priorität einräumt" und "sich nicht von den Provokationen Washingtons, des Westens und einiger arabischer Länder beeinflussen lässt".
(GV) (Fides 11/7/2022)


Teilen: