EUROPA/UKRAINE - Franziskaner in Konotop: “Die Gnade Gottes hat uns heute vor der Verwüsgung bewahrt”

Donnerstag, 3 März 2022 kriege   franziskaner  

Konotop (Fides) - "Die Stadt Konotop wird derzeit belagert, und an allen Zufahrtsstraßen befinden sich russische Kontrollpunkte, die die Zivilbevölkerung daran hindern, die Stadt zu verlassen, und die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten unterbinden. Aufgrund dieser Entbehrungen herrscht ein großer Mangel an Brennstoffen, Medikamenten und Lebensmitteln", berichtet Pater Romualdo Zagursky (ofm) aus der Stadt Konotop im Nordosten der Ukraine, 90 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt. "Zusammen mit unseren Gemeindemitgliedern", erklärt er, "nehmen wir in unserem Kloster, das wir trotz Kriegsbeginn nicht verlassen haben, Menschen auf, um ihnen während der Bombardierungen einen sicheren Aufenthaltsort zu bieten, vor allem den Bewohnern der Stadt, die in Gebäuden leben, in denen es keinen Keller oder Luftschutzbunker gibt. Jeden Tag, ab 9 Uhr morgens stehen wir Schlange, um Brot, Milch, Lebensmittel und Medikamente zu kaufen“.
Pater Zagursky berichtet von den schwierigen Kriegstagen: "Am 2. März gegen 11 Uhr vormittags traf ein russischer Schützenpanzer mit seinem Begleitfahrzeug ein, um Verhandlungen mit den örtlichen Behörden aufzunehmen“, so der Franziskanerpater, „Ich war bei diesem Treffen anwesend, weil ich zu diesem Zeitpunkt Medikamente für Frauen, die im Krankenhaus entbinden, kaufen wollte. Die Vertreter des russischen Militärs drohten mit Artilleriebeschuss und der Zerstörung der Stadt im Falle eines Angriffs durch die örtliche Bevölkerung und gab eine Stunde Zeit, sich zu entscheiden“.
Trotz der Anspannung und der Angst bleiben die Gläubigen im Gebet vereint: "In der Nacht zuvor", so berichtet er, "hatte ich unseren Gemeindemitglieder Bescheid gegeben, dass um 12 Uhr mittags die Heilige Messe stattfinden würde. Wir beteten genau in dem Moment, als die Verhandlungen stattfanden, von denen das Schicksal der Stadt mit ihren 80.000 Einwohnern abhing. Alle Gottesdienstbesucher konnten die Aktualität des Wortes Gottes und die Worte der ersten Lesung zum Aschermittwoch aus dem Buch Joel (2,12-18) hören: „Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester klagen, die Diener des HERRN sollen sprechen: Hab Mitleid, HERR, mit deinem Volk“.
"Jedes dieser Worte“, so Pater Romualdo gegenüber Fides, bestätigte die Gegenwart des Herrn und gab uns Hoffnung für die heutige Zeit. Unmittelbar nach dem Ende des Gottesdienstes erfuhren wir, dass die Gespräche friedlich zu Ende gegangen waren, unter der Bedingung, dass keine Seite die andere provoziert". "Ich glaube daher, dass es das Werk der Gnade Gottes war, das unsere Stadt heute vor der Verwüstung und einer großen Zahl von zivilen Opfern bewahrt hat", sagt er.
Abschließend dankte der Geistliche "für die Gebete vieler Menschen auf der ganzen Welt, für die Spenden aus verschiedenen Ländern und Städten" und appellierte "Ich bitte um das Gebet für den Frieden, damit dieser Konflikt so schnell wie möglich beendet wird".
(ES-PA) (Fides 3/3/2022)


Teilen: