ASIEN/IRAK - Patriarca Sako lädt zum Ninive-Fasten ein und warnt vor Heilsanspruch: “Der Herr gewährt allen, die aufrichtig umkehren, sein Heil”

Freitag, 4 Februar 2022 mittlerer osten   ostkirchen   fasten   gebet   bibel   barmherzigkeit   reue  

Mossul (Fides) - Das von Gott versprochene Heil sei nicht bestimmten Gruppen oder Kategorien vorbehalten, denn die göttliche Barmherzigkeit umarme jeden, der aufrichtig bereue. Dis sei jedoch oft ein Skandal für diejenigen, die behaupten, ausschließlich und von vornherein über die Gaben der Gnade zu verfügen. Dies betont der chaldäische Patriarch in seiner diesjährigen Reflexion zum so genannten historischen "Ninive-Fasten" der chaldäischen Kirche (7. bis 9. Februar 2022).
In der chaldäischen liturgischen Tradition geht das so genannte historische "Ninive-Fasten" (Bautha d'Ninwaye) der Fastenzeit um drei Wochen voraus. Drei Tage lang verzichten die Chaldäer, die diese antike spirituelle Praxis befolgen, von Mitternacht bis zum Mittag des nächsten Tages auf Essen und Trinken, und für die Dauer des Fastens vermeiden sie den Verzehr von Speisen und Gewürzen tierischen Ursprungs.
Die Praxis des "Fastens von Ninive" beruht auf dem Fasten, das der Prophet Jona den Bewohnern dieser historischen Stadt auferlegte, die sich auf dem Gebiet des heutigen Mossul befand, das von 2014 bis 2017 in den Händen der Dschihadisten des Islamischen Kalifats (IS) war. Dieses Fasten - so heißt es in der Bibel - rührte Gott (vgl. Jona 3,1) und bewahrte die Stadt vor Unheil.
In den letzten Jahren hat Patriarch Sako die Mitglieder der chaldäischen Kirche immer wieder eingeladen, das „Fasten von Ninive“ auch heute zu begehen und den Allmächtigen um die Gaben des Friedens, der Harmonie und zuletzt um das Ende der Pandemie zu bitten. Die diesjährige Reflexion des irakischen Kardinals über das Fasten von Ninive enthält historische Anmerkungen zum Buch Jona. Aber der biblische Text bietet dem Patriarchen auch Impulse, um in der heutigen Zeit an Unentgeltlichkeit und Universalität zu erinnern, die das von Christus allen Völkern verheißene Heil ausmachen.
Das Wort "Ba'utha" - so Patriarch Sako in seiner der von den offiziellen Medien des Patriarchats veröffentlichten Meditation - bedeute im Syrischen „eine Bitte und ein Flehen“. „Patriarch Ezechiel (570-581) ordnete nach der Ausbreitung der Pest in Mesopotamien und dem Tod zahlreicher Menschen ein Bußfasten an, um ähnlich wie bei der Covid-19-Pandemie um ein Ende der Seuche zu bitten", erklärt er.
„Der Autor des Buches Jona", so der irakische Kardinal weiter, "will vor allem zeigen, dass das von Gott versprochene Heil für alle gilt und seine unendliche Barmherzigkeit alle umfasst, die umkehren". Der Verfasser des Textes "sieht in erhabener Weise die unausweichliche Wahrheit der liebevolle Zuwendung Gottes zu den Sündern und Armen und seinen Wunsch, sie zu retten".
Der Name "Jona" - so der Patriarch weiter - bedeutet im Hebräischen und Syrischen "Taube". „Aber der Prophet, auf den sich dieser Name bezieht, ist gewiss keine Friedenstaube", denn er drohe mit Strafe und und versuche sich sogar sich dem Befehl Gottes zu entziehen, der ihn aussendet, um in einer Stadt, die weit von Israel entfernt ist, einem als feindlich empfundenen Volk Buße und mögliche Rettung zu predigen. „Jona versucht, in die entgegengesetzte Richtung zu fliehen, die Gott vorgegeben hat. Als dann das ganze Volk von Ninive Buße tut, fastet und die vom Herrn versprochene Rettung erlebt, ist Jona zornig über diese Geste der göttlichen Barmherzigkeit und macht Gott fast Vorwürfe, dass er ein böses und feindliches Volk aus Gnade gerettet hat“, so der chaldäische Patriarch weiter.
„Und diese Position von Jona", betont der Patriarch, "erinnert uns an die, die für sich in Anspruch nehmen, das Heil Gottes für sich allein zu beanspruchen“. Aber Jesus "ist gekommen, um die ganze Welt zu retten", und die Geschichte des Propheten Jona zeige, „dass die Heiden in der Regel eher bereit sind, Buße zu tun und sich zu bekehren, als diejenigen, die sich von vorne herein, für gerettet halten“. „Am Ende freut sich Jona auch über die Veränderung, die dank seiner Predigt eingetreten ist“, fügt der Patriarch hinzu, und so "lehrt uns das Buch Jona, auf die Barmherzigkeit des Herrn zu vertrauen, für andere zu beten und uns über ihre Reue zu freuen, anstatt zu murren".
Die beiden Positionen, die sich im Buch Jona und in der gesamten Heilsgeschichte gegenüberstünden, seien einerseits die Vergebung und Reue und andererseits Eigensinns und Fanatismus. „Aus diesem Grund“, so Patriarch Sako abschließend, müsse man anerkennen, dass "die Botschaft des Buches Jona nicht nur an das Volk des alten Ninive gerichtet war, sondern eine Botschaft ist, die uns alle angeht, über alle Generationen hinweg". Die Überlegungen des irakischen Kardinals schließen mit der Aufforderung, "für Frieden und Stabilität in unserem Land zu beten, damit die durch Covid-19 verursachte Pandemie in der ganzen Welt endet und die Umwelt nicht verwüstet wird und für die Einheit unserer Kirchen“.
(GV) (Fides 4/2/2022)


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