AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Humanitäre Krise in Tigray: Über 5.000 Menschen verhungern in nur vier Monaten

Donnerstag, 27 Januar 2022 kriege   kriegsverbrechen   humanitäre hilfe  

Addis Abeba (Fides) - In Äthiopien starben infolge des Konflikts in der Region Tigray in nur vier Monaten des vergangenen Jahres rund 5.000 Menschen an Unterernährung und mangelnder Versorgung, darunter mehr als 350 Kleinkinder, so ein neuer Bericht des Gesundheitsamtes der Region. Der von „Ethiopia Insight“ veröffentlichte Bericht, der den Zeitraum von Juli bis Oktober abdeckt, ist das Ergebnis einer Bewertung, die von den örtlichen Gesundheitsbehörden in Zusammenarbeit mit internationalen humanitären Organisationen durchgeführt wurde.
Die meisten Todesfälle waren auf Unterernährung, Infektionskrankheiten und andere nicht übertragbare Krankheiten zurückzuführen. Das Gesundheitssystem in der Region wurde durch den im November 2020 ausgebrochenen Konflikt weitgehend zerstört.
Die Schätzung spiegelt nur einen Teil des humanitären Dramas wider, da die Besetzung einiger Gebiete durch Kämpfer und der durch die Blockade verursachte Mangel an Treibstoff die Datenerfassung und die Lieferung von Hilfsgütern eingeschränkt haben. Nach Angaben des Gesundheitschefs der Region Tigray decken die gesammelten Daten nur 40 Prozent des Staatsgebiets ab.
Der Mangel an Medikamenten und Impfstoffen führte zum Auftreten von leicht vermeidbaren Krankheiten wie Masern, während sich COVID-19 auszubreiten begann.
Nach Angaben der UNO wurden weniger als 15 % der tatsächlich benötigten Hilfsgüter nach Tigray geliefert. Die Regierung in Addis Abeba begründet unterdessen die Blockade der humanitären Konvois mit der Befürchtung, dass die Hilfsgüter in die Hände feindlicher Kämpfer fallen könnten.
Nach den jüngsten Offensiven der Regierungstruppen haben sich die Kräfte der Volksfront zur Befreiung von Tigray zurückgezogen. Am 23. Januar erklärte das äthiopische Außenministerium deshalb in einer Erklärung, dass es mit humanitären Partnern zusammenarbeite, um tägliche Frachtflüge nach Tigray zu ermöglichen, "um dringend benötigte Medikamente und Hilfsgüter zu transportieren".
Den Ernst der humanitären Lage in Tigray hatte auch das katholische Diözesansekretariat von Adigrat (ADCS) bestätigt (vgl. Fides 19/1/2022).
(L.M.) (Fides 27/1/2022)


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