ASIEN/VIETNAM - Der buddistische Mönch Thich Nhat Hanh ist tot: Er suchte den „spirituellen Dialog“ zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen

Montag, 24 Januar 2022 buddhismus   christentum   dialog  

Huè (Agenzia Fides) – Im Alter von 95 Jahren starb am vergangenen 22. Januar in der Pagode von Tu Hieu in der Provinz Thua Thien Hue in Zentralvietnam der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh. Der war für seine Verdienste als unermüdlichen Förderer des Friedens und der Versöhnung bekannt. Der Mönch Thich Nhat Tu von der „Giac Ngo“-Pagode sagte in seiner Eigenschaft als Mitglied des Exekutivrates der Buddhistischen Verwaltung Vietnams: "Lasst uns einen Moment innehalten und eine Schweigeminute einlegen, um unserem verehrten, mitfühlenden und weisen Mönch zu gedenken und ihm für seine Verdienste und großen Beiträge zu danken." Der Beerdigungsritus in Form einer Einkehr in stiller Meditation dauert sieben Tage: Er begann am 23. Januar und dauert bis zur Einäscherungszeremonie am 29. Januar 2022.
Der Mönch schrieb in seinem Testament: "Ich möchte nicht, dass ihr nach meinem Tod einen Turm in irgendeiner Pagode über meinem Grab errichtet. Der Bau eines solchen Turms ist sinnlos, wenn ihr, meine Schüler, nicht befolgt, was ich gelehrt habe. Mir gefällt der Gedanke nicht, einen Haufen Asche von meinem Körper zu nehmen, sie in ein Gefäß zu geben und dann in den Turm zu stellen. Ich bin nicht diese kleine Asche. Es gibt keinen Grund für mich, nur eine Handvoll Asche zu sein. Ich bin eine dynamische, lebendige, allgegenwärtige Realität. Ich bin unter den Mönchen und Nonnen und unter den Buddhisten, die mich gekannt haben, präsent… Verschwendet keine Zeit mit der Suche nach einem Grundstück, um mir einen Turm zu bauen. Nehmt die Asche und streue sie aus, um die Pflanzen zu nähren und das Gras wachsen zu lassen."
Der Zen-Meister Thich Nhat Hanh, Generalsekretär der Buddhistischen Verwaltung von Vietnam, wurde 1926 in der Provinz Thua Thien-Hue geboren. Im Alter von 16 Jahren wurde er Mönch in der Tu-Hieu-Pagode und studierte bei dem Ehrwürdigen Thanh Quy. Er ist bei vietnamesischen Buddhisten bekannt für seine vielen Verdienste um die Verbreitung des Dharma. Als führender Vertreter der vietnamesischen Buddhisten in der Welt sowie Mann der Kultur, Schriftsteller, Dichter, Gelehrter und Kalligraph war er bekannt für seine öffentlichen Vorträge, die von Zehntausenden von Menschen in der ganzen Welt besucht wurden. Im Laufe seines Lebens gründete er Klöster in Frankreich und Thailand und verfasste mehr als 120 Bücher auf Vietnamesisch, Englisch und Französisch. Im Jahr 2018 war er aus Thailand zurückgekehrt und wollte fortan in Vietnam leben.
Vietnamesische Christen erinnern sich an Thich Nhat Hanh als einen weisen Mann, der sich bemühte, die scheinbar unterschiedlichen Lehren des Christentums und des Buddhismus miteinander zu versöhnen. In seinem Buch "Lebendiger Buddha, lebendiger Christus" bestätigte der Mönch ohne zu zögern die "Heiligkeit" von christlichen Persönlichkeiten wie dem Trappistenmystiker Thomas Merton und dem Reverend Martin Luther King. Thich Nhat Hanh verwies auf Christus und Buddha als "Modelle der spirituellen Vollkommenheit". Und er fragte die Gläubigen der beiden Religionen: "Machen wir die Gegenwart Jesu heute in den Kirchen real? Machen wir die Gegenwart Buddhas in unserer Sangha wahr?" und fordert Buddhisten und Christen damit heraus, die Lehren Christi und Buddhas zu würdigen und in der Praxis zu leben. Im Laufe seines Lebens und seiner Lehren hat sich der Mönch stets für Frieden, Versöhnung, interreligiöses Verständnis und vor allem für den "spirituellen Dialog" zwischen Menschen verschiedener Glaubensrichtungen eingesetzt.
(AD-PA) (Fides 24/1/2022)


Teilen: