ASIEN/INDIEN - Im Zeichen der Gewalt gegen Christen: Alarmierende Zahlen für das Jahr 2021

Dienstag, 4 Januar 2022 menschenrechte   gewalt   hinduismus   christentum  

Neu-Delhi (Fides) - Das Jahr 2021 endete für die Christen in Indien als ein Jahr im Zeichen zunehmender Gewalt. Nicht weniger als 486 Vorfälle von Gewalt und Hass gegen Christen wurden registriert, die das ganze Land erschütterten. Die christliche Minderheit in Indien sah sich mit einer Reihe von Gewalttaten konfrontiert, die häufig von extremistischen Hindu-Gruppen verübt wurden. Der Anstieg der Gewalt gegen die christliche Glaubensgemeinschaft erreichte im letzten Quartal des Jahres 2021 alarmierende Zahlen. "Das United Christian Forum (UCF) berichtet, dass mehr als ein Vorfall pro Tag gemeldet wurde, insgesamt fast 500 Fälle von Gewalt im Jahr 2021", bestätigt der Katholik und Koordinator des UCF, A.C. Michael, gegenüber Fides.
In den letzten drei Monaten des Jahres 2021 kam es allein in der Vorweihnachtszeit zu mehr als 180 Übergriffen auf Christen. Die monatliche Zahl der Gewalttaten betrug im Verlauf des Jahres: 37 im Januar, 20 im Februar, 27 im März, 27 im April, 15 im Mai, 27 im Juni, 33 im Juli, 50 im August, 69 im September, 77 im Oktober, 56 im November und 48 im Dezember.
"Die Atmosphäre des Hasses, die durch bestimmte Aktionen und Reden einiger Gruppen verbreitet wird, und die falsche Propaganda über angebliche betrügerische Bekehrungen scheinen gewaltbereite Elemente zu Gewalttaten zu ermutigen. Die Verabschiedung von Gesetzen im Namen der Religionsfreiheit verschlimmert die Situation. Es wäre keine Übertreibung zu sagen, dass es sich bei diesen Vorfällen um gut inszenierte und geplante Handlungen einiger Gruppen handelt, die darauf abzielen, das Land auf der Grundlage der Religion zu spalten", so A.C. Michael weiter.
Nach den Berichten, die bei der von der UCF-Gruppe eingerichteten Hotline registriert wurden, haben die Vorfälle von Gewalt gegen Christen seit 2014 stetig zugenommen, was die diese Einschätzung bestätigt: Es gab insgesamt 127 Vorfälle im Jahr 2014, 142 im Jahr 2015, 226 im Jahr 2016, 248 im Jahr 2017, 292 im Jahr 2018, 328 im Jahr 2019, 279 im Jahr 2020 und schließlich 486 Vorfälle bis zum 30. Dezember 2021. Allein in den vier nordindischen Bundesstaaten Uttar Pradesh (102), Chhattisgarh (90), Jharkhand (44) und Madhya Pradesh (38) wurden im Jahr 2021 insgesamt 274 Vorfälle von Gewalt gegen Christen registriert.
"Vor allem Christen stellen fest, dass die Staaten nicht in der Lage sind, ein günstiges Klima für alle Bürger gleichermaßen zu schaffen", erklärt Michael, ehemaliges Mitglied der Delhi Minority Commission.
Unterdessen verzeichnete auch südlicher Bundesstaat im Jahr 2021 eine besonders hohe Zahl von Gewalttaten gegen Christen: es handelt sich um Karnataka mit 59 Vorfällen. Weitere Staaten, in denen es zu Gewalt gegen Christen kommt, sind: Bihar (29 Fälle), Tamil Nadu (20), Odisha (20), Maharashtra (17), Haryana (12), Punjab (10), Andhra Pradesh (9), Gujarat (7), Uttarakhand (8), Delhi (8), Telangana (3), Himachal Pradesh (3), Westbengalen (2), Rajasthan (2), Assam (1) und Jammu und Kashmir (1 Fall).
Die UCF-Hotline konnte durch den Einsatz ihrer Anwälte die Freilassung von 210 Personen aus der Haft erreichen. Darüber hinaus wurden 46 Gotteshäuser wiedereröffnet oder bieten weiterhin Gottesdienste an. Doch es wurden nur 34 offizielle Anzeigen (First Information Report) bei der Polizei gegen Gewalttäter entgegengenommen.
Bei fast allen in ganz Indien gemeldeten Vorfällen sind so genannte "Bürgerwehr"-Gruppen religiöser Extremisten in Gebetsversammlungen oder religiöse Versammlungen eingedrungen. Da sie sich zumeist auf Straffreiheit verlassen können, bedrohen und verletzen sie Menschen während des Gebets, bevor sie sie wegen Zwangsbekehrung an die Polizei ausliefern. Sogar vor Polizeistationen sind häufig antichristliche Parolen zu hören, ohne dass die Polizei eingreift. Dies geschieht trotz der Anweisungen des Obersten Gerichtshofs von Indien, der wiederholt dazu aufgerufen hat, die schrecklichen Akte der Massengewalt polizeilich zu beenden.
Bei verschiedenen indischen Gerichten sind 19 Klagen anhängig, die unter dem Gesetz über Religionsfreiheit in neun indischen Bundesstaaten eingereicht wurden, in denen es solche Gesetze gibt. Obwohl solche Gesetze in einigen Bundesstaaten bereits seit 1967 - also seit mehr als 50 Jahren - in Kraft sind, wurde bisher noch kein Christ verurteilt, weil er jemanden zur Konversion gezwungen hat. Darüber hinaus beträgt der Anteil der Christen an der indischen Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen (2019) nach jeder Volkszählung immer noch 2,3 %.
Die UCF-Hotline wurde am 19. Januar 2015 eingerichtet, um die Grundfreiheit und die Förderung von Werten wie Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in Indien zu schützen. Die Mitarbeiter helfen Menschen in Not, vor allem jenen, die mit den Gesetzen des Landes nicht vertraut sind, indem sie ihnen unteranderem auch Ratschläge für den Umgang mit Behörden geben.
(SD-PA) (Fides 4/1/2021)


Teilen: