ASIEN/VIETNAM - Fest der vietnamesischen Martyrer: “Wir brauchen auch heute den Geist des Martyriums”

Donnerstag, 25 November 2021 märtyrer   glaube   verfolgung  

Ho-Chi-Minh-Stadt (Fides) - Die Weltkirche feiert am 24. November das Fest des Andre Dung Lac und der vietnamesischen Märtyrer: Ihr Beispiel und ihre heldenhaften Geschichten leben fort in den Kirchen der 26 vietnamesischen Diözesen, die gestern zusammen mit den vietnamesischen Auslandsgemeinden in der ganzen Welt das liturgische Fest feierlich begingen.
Die 117 Märtyrer, die 1988 von Johannes Paul II. heiliggesprochen wurden, sind nur eine kleine Zahl im Vergleich zu den mehr als 100.000, die in Vietnam unter der Nguyen-Dynastie während der heftigen Verfolgungen zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert. Sie waren vietnamesische und ausländische Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gemeindemitglieder. Sie wollten weder von der Welt noch von der Nachwelt geehrt werden, sondern starben im Zeichen eines echten Glaubens.
"Das Mysterium des Martyriums ist ein Zeugnis für Gott. Das Martyrium bedeutet weder einen Gegensatz zwischen Atheismus und Theismus noch einen Konflikt zwischen verschiedenen Religionen. Das Martyrium wird einfach als ein Zeugnis für die edlen Werte des Evangeliums verstanden, ein Zeugnis für die rettende Liebe Jesu", so Erzbischof Joseph Nguyen Nang von Ho-Chi-Minh-Stadt am gestrigen 24. November beim Gottesdienst zu Ehren der vietnamesischen Märtyrer. "Das Martyrium ist nicht nur ein Geheimnis, sondern auch eine Gnade. Die Märtyrer standen vor hochrangigen Beamten und bezeugten dank der Kraft des Heiligen Geistes unbeirrt den Glauben und die Liebe Gottes. Die Märtyrer waren einfache Leute, sogar ungebildete Bauern, aber als sie dem König und hohen kaiserlichen Beamten gegenüberstanden, reagierten sie sehr klug, umsichtig und selbstbewusst. Dies war eine Gnade Gottes, nicht das Werk eines Menschen. Auch sie waren Menschen aus Fleisch und Blut, so schwach wie wir es sind. Wenn sie all die Peitschenhiebe, Ketten und grausamen Folterungen ertragen konnten, dann war es in der Tat die Gnade Gottes und seine Kraft, die in ihnen wohnte, die dies möglich machte".
Der Prälat schloss mit den Worten: "Der Geist des Martyriums wird auch in der heutigen zivilisierten Welt benötigt, in der es Formen der Verfolgung gibt: manchmal ist es äußere Gewalt oder innerer psychologischer Druck. Deshalb muss jeder in der heutigen Gesellschaft Zeugnis für Gott ablegen, indem er sich stets für die guten Werte des Evangeliums entscheidet, nach dem Wort Gottes lebt und nicht zulässt, dass böse Ereignisse unseren Glauben erschüttern und uns von der Liebe Jesu trennen. Die Verlockungen des weltlichen Lebens sind schmeichelhaft, aber wir müssen mit Nachdruck "Nein" sagen und dürfen keine Kompromisse mit dem Bösen eingehen. Die Märtyrer erinnern uns daran, dem Gesetz Gottes immer treu zu sein: Heute sind wir aufgerufen, ihrem Beispiel und ihrem mutigen Glaubenszeugnis zu folgen, für das sie Schmerzen erlitten haben, um das ewige Leben zu erlangen".
Der Märtyrer Andre Dung Lac war ein vietnamesischer Priester, der 1839 durch Enthauptung hingerichtet wurde. Auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte betete er in der Stille und sang laut Worte des Lobes zu Gott. Vor der Hinrichtung kam der Henker auf ihn zu und sagte: "Wir wissen nicht, welches Verbrechen Sie begangen haben, aber wir führen nur den Befehl aus, bitte verstehen Sie das". Mit einem breiten Lächeln im Gesicht antwortete Pfarrer Lac: "Der Kommandant hat es befohlen, also tun Sie es". Vor der Vollstreckung erbat er nur ein paar Minuten um in Ruhe zu Beten.
Michael Ho Dinh Hy, einer der vietnamesischen Märtyrer, der eine hohe Position am kaiserlichen Hof innehatte sagte hingegen vor seiner Hinrichtung: "Eure Majestät, ich habe mehr als 30 Jahre unter drei verschiedenen Königen gedient und bin Euch als Bürger und Patriot immer von ganzem Herzen treu gewesen, aber jetzt werde ich jede Strafe von Euch annehmen, um meinen Glauben an Jesus Christus nicht zu verraten, solange ich ihm treu bin".
Andere Märtyrer wie Pater John Theophane Venard von der Pariser Gesellschaft für Auslandsmissionen (MEP) wurden, als sie verhaftet und vor Gericht gestellt wurden, aufgefordert, sich zu bekreuzigen, um freigesprochen zu werden, was sie jedoch strikt ablehnten. John Theoane Venard antwortete unmissverständlich: "Ich verehre das Kreuz und habe mein ganzes Leben lang über das Kreuz, den Weg der Liebe, gepredigt, wie könnte ich das Kreuz jetzt respektlos mit Füßen treten? Mein Leben wäre meines Glaubens an Gott nicht würdig, wenn ich diese Überzeugung verleugnen würde“. Er wurde 1861 in Tonkino zum Märtyrer.
(AD-PA) (Fides 25/11/2021)


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