ASIEN/PAKISTAN - Zwangskonversionen: “Ein schwerwiegendes Problem für religiöse Minderheiten“

Freitag, 12 November 2021 religiöse minderheiten   religionsfreiheit  

Lahore (Fides) - "Das Problem der Zwangskonversionen ist heute eine große Sorge der religiösen Minderheiten in Pakistan, insbesondere für Christen und Hindus, aber es scheint am politischen Willen zu fehlen, wenn es darum geht dieses schwerwiegende Problem zu lösen. Dies könnte auf politische Instabilität und den Druck extremistischer religiöser Gruppen zurückzuführen sein; all dies führt aber zu ernsthaften Schwierigkeiten für religiöse Minderheiten", so Nasir Saeed, Direktor der Nichtregierungsorganisation „Centre for Legal Aid, Assistance and Settlement“ (CLAAS) gegenüber Fides. Die Ablehnung eines Gesetzesvorschlags, mit dem das Phänomen der Entführung und Konvertierung minderjähriger christlicher und hinduistischer Mädchen zum Islam eingedämmt werden sollte, hat die Debatte im Land erneut angefacht (vgl. Fides 9/11/2021).
"Es gibt keine schnelle Lösung für die Probleme der Minderheiten“, so Nasir Saeed weiter, „weil die Regierung ihnen nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkt, egal ob es um Diskriminierung in Schulen und Universitäten, Arbeit, Heirat und Scheidung, Missbrauch des Blasphemiegesetzes oder Zwangskonvertierungen geht".
Unterdessen haben auch der Rat für Islamische Ideologie und das Ministerium für religiöse Angelegenheiten die eine negative Stellungnahme zu dem Gesetzentwurf abgegeben. "Das bedeutet, dass das Thema lange Zeit nicht vor das Parlament gebracht werden kann, und leider werden christliche und hinduistische Minderjährige weiterhin leiden und zur Zielscheibe werden, und es wird keine Gerechtigkeit geben", so der Direktor von CLAAS.
Auch die von pakistanischen Gerichten unter Einfluss der islamischen Gesetze der Scharia ausgesprochenen Urteile „ermutigen die Täter, nicht-muslimische minderjährige Mädchen zu entführen“. Nach Ansicht des CLAAS-Direktors "ist es ein gefährlicher Trend, wenn Richter des Obersten Gerichtshofs von der Scharia beeinflusste Urteile fällen, anstatt das geltende Recht des Landes, wie das Gesetz zur Beschränkung der Kinderheirat (1929), das die Heirat von Mädchen unter 16 Jahren unter Strafe stellt, aufrechtzuerhalten. Auf diese Weise ignorieren die pakistanischen Gerichte weiterhin selbst internationale Standards".
"Andere Fraktionen in der pakistanischen Gesellschaft haben die gleiche Überzeugung und Mentalität, und die Mehrheit der Muslime ist gegen die Festlegung eines Mindestalters für den Übertritt zum Islam, weil sie glauben, dass ein Gesetz gegen Zwangskonvertierung gegen den Koran und die Sunna verstößt und zu sozialen Unruhen führen könnte", beklagt er. Saeed schließt mit den Worten: "In einer so schwierigen Situation müssen wir für Gerechtigkeit und Veränderung kämpfen, wir müssen unabhängig arbeiten und alle Plattformen und Bündnisse auf nationaler und internationaler Ebene nutzen. Es ist sehr wichtig, dass wir Pakistan weiterhin an seine internationalen Menschenrechtsverpflichtungen erinnern, insbesondere gegenüber Kindern, Frauen und Minderheiten".
(PA) (Fides 12/11/2021)


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