ASIEN/IRAK - Chaldäischer Patriarch besucht neuen Patriarchen der assyrischen Kirche des Ostens: “Vereint in Christus“

Freitag, 22 Oktober 2021 mittlerer osten   ostkirchen   Ökumene   sakramente   theologie  

saintadday.com

Erbil (Fides) - Die Lage der einheimischen christlichen Gemeinden im Irak und deren Zukunft standen im Mittelpunkt des Besuchs des chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako beim neu gewählten Patriarchen der assyrischen Kirche des Ostens, Mar Awa III. am gestrigen Donnerstag, 21. Oktober. Kardinal Sako, der eine kleine chaldäische Delegation anführte, wurde von Patriarch Mar Awa in seiner Residenz in Ankawa, einem überwiegend christlichen Vorort von Erbil, der Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan, empfangen.
Der chaldäische Patriarch beglückwünschte seinen assyrischen Amtskollegen zu seiner Ernennung zum Patriarchen und wünschte ihm, dass er mit Hingabe und Freude der alten assyrischen Kirche des Ostens dienen und sich für die Einheit der Christen einsetzen möge.
Mar Awa, geboren als David Royel, wurde am 8. September zum 122. Patriarchen der Assyrischen Kirche des Ostens gewählt und tritt damit die Nachfolge von Patriarch Mar Gewargis III Sliwa an, der im Februar 2020 angekündigt hatte, aus gesundheitlichen Gründen vom Amt zurückzutreten. In dem ersten Glückwunschschreiben, das Kardinal Sako am 9. September aus Budapest - wo er am 52. Internationalen Eucharistischen Kongress teilnahm - an Mar Awa sandte, hatte Patriarch Sako die Bereitschaft der chaldäischen Kirche zum Ausdruck gebracht, "mit Ihnen zusammenzuarbeiten" im gemeinsamen Dienst an den Christen und an allen irakischen Bürgern.
Der neue assyrische Patriarch Mar Awa stammt aus den USA und hat an katholischen Akademien, darunter dem Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom, studiert. Bevor er zum Patriarchen gewählt wurde, war er Bischof der assyrischen Diözese von Kalifornien (USA) und Sekretär der Heiligen Synode. David Royel, der vor 46 Jahren in Chicago geboren wurde und somit ein Sohn der assyrischen Auslandsgemeinde in den USA ist, wurde im Alter von 17 Jahren zum Diakon geweiht und erwarb anschließend Abschlüsse in Theologie an der Loyola University of Chicago (1870 von den Jesuiten gegründet) und an der University of Saint Mary of the Lake, auch bekannt als Mundelein Seminary, der historischen Einrichtung, die für die theologische und geistliche Ausbildung der katholischen Priester in der Erzdiözese Chicago zuständig ist. Später erwarb er ein Lizenziat in Sakraltheologie und einen Doktortitel am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom. Er wurde 2008 vom damaligen Patriarchen Mar Dinkha IV. zum Bischof geweiht und nahm den Namen Awa an (was auf Assyrisch „Vater" bedeutet) und war der erste assyrische Bischof, der in den USA geboren wurde.
Der offizielle theologische Dialog zwischen der katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens wurde 1984 eingeleitet und führte zu der gemeinsamen christologischen Erklärung von 1994, in der sich Katholiken und Assyrer zum gemeinsamen Glauben an Christus bekannten. Nun wird dieser brüderliche theologische Dialog zum Thema der Sakramente und des sakramentalen Lebens der Kirche fortgesetzt. Ein künftiges gemeinsames Dokument zwischen der katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens könnte die gegenseitige Anerkennung der Gültigkeit der in den beiden Kirchen gefeierten und gespendeten Sakramente offiziell bescheinigen. In der Theologie und Spiritualität der assyrischen und chaldäischen Kirche wird die menschliche Natur Christi stark betont.
Im September 2013 richtete Louis Raphael Sako, der wenige Monate zuvor zum Patriarchen der chaldäischen Kirche ernannt worden war, eine offizielle Einladung an den damaligen assyrischen Patriarchen Mar Dinkha IV, um gemeinsam einen Weg des Dialogs zur Wiederherstellung der vollen kirchlichen Gemeinschaft zwischen der chaldäischen christlichen Gemeinschaft - die mit dem Bischof von Rom uniert ist - und der assyrischen Gemeinschaft einzuschlagen. "Ich ergreife diese Gelegenheit", schrieb der chaldäische Patriarch damals an den assyrischen Patriarchen, "um den Wunsch der chaldäischen Kirche nach dem Beginn eines Dialogs für die Einheit zum Ausdruck zu bringen, der dem Wunsch Jesu entspricht. Die Aufnahme dieses Dialogs ist heute angesichts der großen Notlagen, die unser Überleben bedrohen, dringend erforderlich. Ohne Einheit gibt es für uns keine Zukunft. Die Einheit kann dazu beitragen, unsere Präsenz zu sichern" (vgl. Fides 16/9/2013).
(GV) Fides 22/10/2021)


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