ASIEN/IRAK - Patriarch Sako: “Der Weg zur Einheit der Kirchen ist nicht einfach”

Donnerstag, 10 Juni 2021 mittlerer osten   ostkirchen   Ökumene   theologie   einheit   sakramente  

saintadday.com

Bagdad (Fides) - Der Weg zur der vollen Einheit zwischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften "ist nicht so einfach, wie manche es sich vorstellen", so der chaldäische Patriarch, Kardinal Louis Raphael Sako. In einer von den offiziellen Kanälen des Patriarchats veröffentlichten Stellungnahme räumt der irakische Kardinal ein, dass die Frage nach der Wiederherstellung der vollen sakramentalen Einheit unter den Getauften eine "komplexe Frage" darstelle. Die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, so der Patriarch, sie könnten nicht mit Gewalt vereint und auch nicht „per Dekret“ ihrer individuellen Identität entkleidet werden, denn „die Kirche ist keine bloße Verwaltungseinheit“, sondern eine Realität mit ihrer eigenen, unverkennbaren spirituellen Natur. Im gegenwärtigen Moment gebe es durch soziologische und kulturelle Aspekte, die die Situation kompliziert machen, da in unserer heutigen Welt Pluralismus als positiver Wert anerkannt und bejaht werde, während Homologationsprozesse angeprangert werden.
Das historische Modell, das es zu betrachten gelte, so der Patriarch weiter, bleibe das der Urkirche, von der die Apostelgeschichte erzählt: Am Anfang, so der irakische Kardinal, war die Einheit der Getauften keine objektives Ideal, das durch menschliche Bemühungen erreichbar war, sondern sie entfaltete sich durch den Glauben und die Liebe, die die durch die Gnade Christi die Herzen beseelte. Nur die in Glauben und Liebe gelebte Einheit könne mühelos entstehen und so dass der legitime Pluralismus der unterschiedlichen theologischen Ansätze, der vielfältigen Riten und der unterschiedlichen historischen Wege der kirchlichen Gemeinschaften, die in verschiedenen Zivilisationen, Kulturen und Ländern gedeihen, koexistieren.
Doch Patriarch Sako macht nicht bei allgemeinen Überlegungen zu den Schwierigkeiten der Ökumene halt, sondern will auch auf eine gewisse Immobilität aufmerksam machen, die nach Meinung des irakischen Kardinals ökumenische Gremien und interkirchliche Kontakte in seinem Land kennzeichnet. Im Irak, so der der Patriarch, gebe es offiziell 14 Gemeinschaften und kirchliche Konfessionen unterschiedlicher Zusammensetzung. Der Rat der Oberhäupter der Kirchen und christlichen Gemeinschaften im Irak, der 2006 gegründet wurde, so der Patriarch, habe immer wieder "die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung der Positionen und offiziellen Diskurse" der verschiedenen kirchlichen Komponenten befriedigt. Gleichzeitig zeige der Organismus in den letzten Jahren seine Schwächen, während ähnliche Organismen in Ägypten, Jordanien und im Libanon tätig sind, eher in der Lage seien in Bezug auf die Dringlichkeiten und Krisen des gegenwärtigen historischen Augenblicks zu reagieren. Der Patriarch erinnert unter anderem an den gescheiterten Versuch, ein gemeinsames Datum für die liturgischen Hochfeste zu finden, die von verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften an unterschiedlichen Tagen gefeiert werden.
Im September 2013, wenige Monate nach seiner Wahl zum Oberhaupt der chaldäischen Kirche, schickte Patriarch Sako ein Glückwunschschreiben an den damaligen assyrischen Patraiarchen Mar Dinkha IV. zu dessen 78. Geburtstag (vgl. Fides 16/9/2013), in dem er das Oberhaupt der assyrischen Kirche einlud, gemeinsam den Weg des Dialogs zu beginnen, um die volle kirchliche Gemeinschaft zwischen der chaldäischen christlichen Gemeinschaft – die in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom steht – und den Assyrern wiederherzustellen eine, da diese das gleiche liturgische, theologische und geistliche Erbe teilen. Auf den damals von Patriarch Sako unterbreitete Vorschlag folgten jedoch noch keine konkreten Schritte.
(GV) (Fides 10/6/2021)


Teilen: