ASIEN/INDIEN - Antrag auf Freilassung gegen Kaution: Oberstes Gericht lässt Gesundheitszustand von Pater Stan Swamy prüfen

Mittwoch, 19 Mai 2021 jesuiten   häftlinge   terrorismus   gerechtigkeit  

Mumbai (Fides) – Das Oberste Gericht in Bombay ordnete in der heutigen Anhörung am 19. Mai eine ärztliche Untersuchung des Jesuitenpaters Stan Swamy an, der von der indischen Regierung wegen angeblicher Volksverhetzung angeklagt und inhaftiert wurde. Die Untersuchung soll bereits am morgigen 20. Mai, im Krankenhaus im Beisein von mehreren Fachärzten stattfinden, die dem Gericht einen entsprechenden Bericht vorlegen werden. Das Gericht beabsichtigt, die Unterlagen zu prüfen und den Jesuiten einer weiteren Anhörung am 21. Mai per Videokonferenz persönlich zu befragen. Auf diese Weise werde man mit Kenntnis des Sachverhalts über die von der Verteidigung beantragte Freilassung gegen Kaution aus gesundheitlichen Gründen entscheiden. Bereits gestern wurde der Ordensmann aus dem Gefängnis in Taloja in das Jamsetjee Jejeebhoy-Krankenhaus gebracht, um dort im Vorfeld einige Kontrollen und Therapien durchzuführen. Dabei soll dem Jesuitenpater auch Dosis des Anti-Covid-19-Impfstoffs verabreicht worden sein. Er wird morgen zu den vom Gericht angeordneten entsprechenden klinischen Untersuchungen in dasselbe Krankenhaus zurückkehren.
In den letzten Wochen hatten einige Mitglieder des Jesuitenordens zusammen mit Organisationen der Zivilgesellschaft ihre tiefe Besorgnis über den Gesundheitszustand von Pater Swamy geäußert. „Seine Gesundheit verschlechtert sich rapide. Er hat schwere Erkältungen, Fieber, Muskelschmerzen und Darmbeschwerden", sagte Irudaya Swamy, der ältere Bruder des Priesters in den letzten Tagen. Pater Stan leidet an der Parkinson und braucht, da er nicht völlig autark ist, im Alltag die Hilfe anderer Insassen. Laut dem älteren Bruder, ist Pater Swamy schwach und krank und konnte aus diesem Grund am vergagenen 15. Mai nicht einmal seinen Anwalt treffen.
"P. Swamy wurde ins Krankenhaus eingeliefert, weil der Innenminister von Maharashtra intervenierte…. Eine entsprechende Bitte hatten Team des Jesuitenordens unter der Leitung von P. Joe Xavier, p. Frazer und p. Cedric Prakash eingereicht. Darüber hinaus spielten die Massenmedien eine wichtige Rolle, um Druck auf die Behörden auszuüben. Wir zählen auf die Unterstützung und die Gebete der Gläubigen auf der ganzen Welt “, so Pater Arockiasamy Santhanam, Jesuit und Sprecher des Nationalen Anwaltsforums für Ordensleute und Priester in Indien.
Pater Santhanam hatte sich unterdessen in den letzten Tagen an die Nationale Menschenrechtskommission gewandt und forderte die Behörden des Gefängnisses auf, das Anti-Covid-19-Protokoll strikt einzuhalten. Insbesondere bat Pater Santhanam darum, kranke Gefangene, insbesondere Pater Swamy, in ein zur Behandlung ausgestattetes Krankenhaus zu bringen. Außerdem solle Team mit Richtern, Ärzten und Führungskräften der Zivilgesellschaft die Situation im Gefängnis in Taloja gründlich überprüfen. „Pater Stan Swamy muss aus humanitären Gründen freigelassen werden… Er sollte ins Krankenhaus eingeliefert und wie ein Mensch behandelt werden “, forderte auch der indische Schriftsteller Shashi Tharoor in den vergangenen Tagen.
Der 84-jährige Pater Swamy war als Pädagoge und Sozialarbeiter tätig und wurde am 9. Oktober 2020 unter dem Vorwurf verhaftet im Zusammenhang mit seinen Bildungs- und Sozialförderungsarbeiten für die indischen Ureinwohner mit maoistische Rebellen in Verbindung zu stehe. Berichten zufolge wird er beschuldigt, sich an den Aktionen der maoistischen Rebellen beteiligt zu haben, um die Bundesregierung zu stürzen und Gewalt zu organisieren. Der Priester ist einer von 16 Aktivisten, die auf der Grundlage des so genannten Gesetzes zur Verhinderung illegaler Aktivitäten inhaftiert wurden. Es soll jedoch Beweise dafür geben, dass sie zum Schweigen gebracht werden sollten, nachdem sie die Politik der regierenden "Bharatiya Janata Party" (BJP) kritisiert hatten.
Zwei Anträge auf Freilassung gegen Kaution für Pater Swamy wurden vom Sondergericht zur Terrorismusbekämpfung abgelehnt. Am 26. April wurde beim Obersten Gericht in Bombay Berufung eingelegt, um die beiden früheren Beschlüsse, mit denen seine Freilassung verweigert wurde, anzufechten. Das Verfahren ist nun beim Obersten Gericht anhängig.
(SD-PA) (Fides 19/5/2021)


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