ASIEN/LIBANON - Patriarch Raï “dankt” Saudi-Arabien und fordert erneut “internationale Lösung” für die Krise im Libanon

Montag, 3 Mai 2021 mittlerer osten   ostkirchen   uno   drogen   geopolitik  

Beirut (Fides) - Der maronitische Patriarch Béchara Boutros Raï „dankte“ in seiner der Predigt am gestrigen Sonntag, dem 2. Mai, den Behörden in Saudi-Arabien dafür, dass zumindest die an der Grenze blockierten libanesischen Lastwagen noch einreisen und ihre Waren im Land entladen dürfen, bevor das von Riad angeordnete Embargo für den Import libanesischer Agrarprodukte in Kraft treten wird. Gleichsam bat er jedoch die Vereinten Nationen erneut um die Einberufung einer internationalen Konferenz zur Lösung der Krise, von der das Land seit langem betroffen ist, mit zunehmend schwerwiegenden Folgen für den Zustand der gesamten Bevölkerung.
"Wir danken den führenden Vertretern von Saudi-Arabien dafür, dass sie libanesische Lastwagen in ihr Hoheitsgebiet einreisen lassen", so der Patriarch unter anderem und drückte die Hoffnung aus, dass die saudischen Monarchie bald ihre Schritte zurücknehmen und die jüngste Bestimmung rückgängig machen werden, die die Einfuhr nach Saudi-Arabien von Agrar- und Lebensmittelprodukten aus dem Libanon verbieten. Die Einfuhrblockade - hatten die saudischen Behörden gewarnt - werde so lange in Kraft bleiben, bis der Libanon "ausreichende und verlässliche Garantien" bietet, um "systematische Schmuggeloperationen in das Königreich" zu beenden (vgl. Fides 26/4/2021). Die saudischen Bestimmungen - so der Patriarch in seiner Predigt - wirkten sich negativ auf die bereits katastrophale libanesische Wirtschaft aus. Der Primas der maronitischen Kirche wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die libanesischen Polizeibehörden bereits Operationen zur Bekämpfung der Netzwerke des Drogenhandels auf den Weg gebracht habe, die Drogen im Nahen Osten produzieren und vermarkten und im Libanon einen wesentlichen Knotenpunkt haben, um ihren Verkehr aufrechtzuerhalten.
Im Verlauf seiner Predigt wiederholte Kardinal Raï noch einmal die Gründe, die ihn dazu veranlasst hatten, die Einberufung einer von den Vereinten Nationen veranstalteten internationalen Konferenz zu fordern, um die Ausübung der "libanesischer Neutralität" im Umgang mit den Konflikten eine internationale Basis zu geben. Jüngste Nachrichten aus der Politik, so der Patriarch, bestätigten, dass der Libanon sich nicht von der Krise erholen kann, in die er geraten ist, wenn nicht eine „Internationale Konferenz einberufen wird, um seine Neutralität zu erklären“. Andernfalls, fügte der libanesische Kardinal hinzu, "wird der Libanon von einer Krise zur nächsten, von einem Krieg zum anderen und von einem Misserfolg zum anderen übergehen, und wir werden den Eindruck erwecken, ein Volk zu sein, das nicht weiß, wie man sich selbst regiert".
Die Lösung der Probleme des Libanon - so der Patriarch – liege nicht allein in der Überwindung der politischen Pattsituation, die den verantwortlichen Premierminister, den sunnitischen Saad Hariri, seit letztem Oktober daran gehindert hat, eine neue Regierung zu bilden. "Es ist wahr", so Kardinal Raï, "dass wir eine Regierung brauchen, aber wir müssen Probleme und Konflikte lösen, die den Libanon daran hindern, ein normales Land zu sein". Unter anderem, so Patriarch Raï, bestehe auch an die Notwendigkeit, die derzeit in libanesischen Gebieten vertriebenen syrischen Flüchtlinge in ihr Land zurückzuführen und sich der humantiären Krise in den Camps zu stellen, in denen palästinense Flüchtlinge seit Jahrzehnten im Libanon leben.
(GV) (Fides 3/5/2021)


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