ASIEN/LIBANON - Institutionelle Krise: Maronitischer Patriarch fordert Internationale Konferenz der Vereinten Nationen

Montag, 8 Februar 2021

Bkerké (Fides) - Das Ausmaß der institutionellen, sozialen und politischen Krise im Libanon erfordere drastische und zeitnahe Maßnahmen und die Einberufung einer von den Vereinten Nationen auf den Weg gebrachten internationalen Konferenz, die sich mit der Suche nach dringenden Lösungen zur Vermeidung eines Zusammenbruchs des "Landes der Zedern" befasst, so der maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai am gestern, Sonntag, 7. Februar, in seiner Predigt, beim Gottesdienst im Patriarchat in Bkerké.
Der an die internationale Gemeinschaft gerichtete Appell zum Bemühen um eine Lösung der libanesischen Krise, wurde vom maronitischen Kardinal angesichts der Untätigkeit und der Verantwortungslosigkeit der libanesischen Machtgruppen lanciert. In seiner Predigt verurteilt der maronitische Patriarch erneut Parteien und Politiker des Libanon, denen er vorwirft, individuelle und parteipolitische Interessen zu verfolgen, während die Menschen unter Hunger leiden und als "zu schlachtende Schafe" behandelt werden. Seit Monaten - bemerkte der libanesische Kardinal – sei es nicht einmal möglich gewesen, eine neue Regierung zu bilden, weshalb die Hoffnungen erschöpft seien, und jetzt zu schweigen bedeute, sich zum Komplizen krimineller Entscheidungen zu machen. Die Regierungen aller Länder der Welt - unterstrich Patriarch Rai – hätten sich an die Seite der Menschen im Libanon gestellt, nur deren eigenes Land tue dies nicht. „Gibt es ein größeres Verbrechen als dieses?“, fragt sich der Kardinal. In seiner Predigt erinnerte der Patriarch auch an die jüngste Ermordung des Journalisten Luqman Selim, der für seine Kritik an der schiitischen Partei der Hisbollah bekannt war, und unter im Südlibanon unter noch nicht klaren Umständen getötet wurde. Der Kardinal bezeichnete ihn als eine der "besten Figuren" des Landes und forderte sorgfältige Ermittlungen, um die Verantwortlichen für den Mord an Selim zu identifizieren, den er als "politisches Verbrechen" betrachtet.
Die letzte amtierende libanesische Regierung unter dem Vorsitz von Ministerpräsident Hassan Diab fiel im Zusammenhang mit den Protesten nach den Explosionen im Hafen von Beirut am 4. August 2020. Der sunnitische Saad Hariri, Vorsitzender der "Zukunfts"-Partei, wurde am 22. Oktober 2020mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt, konnte aber seitdem das neue Kabinett noch nicht einrichten, nicht zuletzt auch aufgrund der institutionellen Spannungen, die zwischen dem zuständigen Ministerpräsidenten und Präsident Aoun um die Liste der Minister, die das Regierungsteam bilden sollten, entstanden sind.
(GV) (Fides 8/2/2021)



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