ASIEN/MYANMAR - Bürger versammeln sich zu gewaltlosen Protesten im Zeichen des zivilen Ungehorsams

Montag, 8 Februar 2021 zivilgesellschaft   gesellschaft   politik   gewaltlosigkeit   dialog   menschenrechte  

Yangon (Fides) - „Es ist eine Kampagne des zivilen Ungehorsams und des friedlichen Protests, an der Bürger aller Kulturen, Ethnien und Religionen beteiligt sind. Heute sind die Menschen nicht zur Arbeit gegangen und haben öffentliche Dienste und Büros boykottiert. Man ging mit den drei erhobenen Fingern auf die Straße, um die Verurteilung des Militärputsches zu symbolisieren und die Rückkehr zur Demokratie zu fordern", so der Katholik und Herausgeber der birmanischen katholischen Zeitung "Gloria News Journal", Joseph Kung Za Hmung aus Birma zu Fides in einem Kommentar zu den Protesttag in Yangon, wo am heutigen 8. Februar der inzwischen anhaltende Lärm von Töpfen und Dosen zu hören war und mit rote Vorhänge, Hemden und Tischdecken (in der Farbe der National League for Democracy) im Zeichen des gewaltfreien Widerspruchs an den Fenstern aufgehängt wurden.
Die Menschen gingen auf die Straße und dies nicht nur in die ehemalige Hauptstadt, wo nach Angaben von lokalen Beobachter bis zum Mittag schätzungsweise 700.000 Menschen an den Demonstrationen die in verschiedenen größeren Städten des Landes teilnahmen. Es ist der dritte Tag in Folge, an dem es zu Straßenprotesten in Yangon, Mandalay, Naypyidaw (der Verwaltungshauptstadt, in der die Polizei Hydranten gegen Demonstranten einsetzte) und in anderen Städten des Landes kommt, an denen Aktivisten, Ärzte, Lehrer, Jung und Alt, gewöhnliche Menschen, sogar Mönche und Vertreter der christlichen Kirchen gleichermaßen teilnehmen. Joseph Kung Za Hmung stellt fest, dass „Erzbischof Marco Tin Win von Mandalay und einige seiner Priester sich den Demonstranten anschlossen und sie mit dem Symbol der drei erhobenen Finger begrüßten. Neben buddhistischen Mönchen sind auch christliche Ordensschwestern und Laien dabei. Es ist eine große Ermutigung, das Land ist vereint. Viele religiöse Führungskräfte beteten gemeinsam. Es ist eine gewaltfreie und interreligiöse Bewegung.“
Auf Plakaten bitten die Demonstranten um Gerechtigkeit, das Ende des Militärputsches und natürlich die Freilassung der Verhafteten, vor allem der Vorsitzenden der Liga für Demokratie, Aung San Suu Kyi, und des am 1. Februar vom Militärrat gestürzten Präsidenten Win Myant.
Die Militärjunta kündigte jedoch unterdessen im Fernsehen an, dass man "Durchgreifen" plane, um "Ordnung und Sicherheit durchzusetzen".
Die Liste der politischen Gefangenen, die heute von der Organisation „Assistance Association for Political Prisoners“ erstellt wurde, enthält 137 Festgenommene, von denen bisher nur 13 freigelassen wurden. Ganz oben auf der Liste stehen Suu Kyi und der Präsident, denen im Wahlkampf "illegaler Import von Übertragungsgeräten" und "Verstoß gegen Anti-Covid-Vorschriften" vorgeworfen wird. Die Anklage erlaubt der Justizbehörde, sie weiter im Gefängnis festzuhalten, aber es mutet paradox an, wenn die Militärjunta angeblich ein "legales" Verfahren garantieren will, obwohl sie tatsächlich die Macht hat, über das Schicksal der Inhaftierten willkürlich zu entscheiden.
Unterdessen dementierte der Anwalt von Aung San Suu Kyi die Gerüchte, dass sie wegen "Hochverrats" verhaftet wurde, was sehr schwere Strafen beinhalten würde. Die Vorsitzende der Nationalen Liga für Demokratie und Präsident Win Myant stehen unter Hausarrest und es ist nicht klar, ob die beiden vor der Anhörung, die am 15. Februar vor einem Gericht in der Hauptstadt stattfinden soll, zu Hause bleiben dürfen oder in ein Gefängnis gebracht werden. Ihre Freilassung wurde auch vom UN-Sicherheitsrat beantragt.
(MG-PA) (Fides 8/2/2021)


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