AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Über 10.000 Vertriebene suchen Zuflucht im Sudan: Premierminister nimmt Sieg für sich in Anspruche

Donnerstag, 12 November 2020 flüchtlinge   kriege  

Addis Abeba (Fides) - Mehr als 10.000 Äthiopier flohen in den letzten zwei Tagen vor den Kämpfen in der Region Tigray und suchten im Sudan Zuflucht. Humanitäre Hilfsorganisationen befürchten, dass Hunderttausende weitere Menschen aus der Region fliehen könnten, wenn die Kämpfe nicht rechtzeitig gestoppt würden.
Das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten teilt unterdessen mit, dass humanitäre Organisationen aufgrund fehlenden Zugangs zu den umkämpften gebieten keine Lebensmittel, medizinische Hilfe und andere Hilfrogramme in Tigray bereitgestellt werden können.
In den letzten Stunden twitterte Premierminister Abiy Ahmed: "Die westliche Region von Tigray wurde befreit" und versicherte, dass die Armee in den "befreiten Gebieten" jetzt Hilfe und humanitäre Dienste geleiste. Wie der Ministerpräsident berichtet sollen unterdessen die Leichen einiger gefesselter und skrupellos hingerichteter Soldaten gefunden worden sein.
Zuvor hatten die Einwohner von Tigray von der “Tigray People's Liberation Front” (TPLF), die den Staat bisher kontriliert, die Anweisung Befehl erhalten, sich gegen die "Aggression" der Bundesregierung zu "verteidigen".
Da in der Region jedoch Kommunikationswege und Medien blockiert sind, ist eine unabhängige Überprüfung der Situation derzeit nicht möglich. In den letzten Tagen haben beide Seiten militärische Siege für sich in Anspruch genommen, wobei die TPLF auch ein äthiopisches Kampfflugzeug abgeschossen haben soll. Soldanen der Armee sollen sich in der Region mit schwerer Bewaffnung einschließlich Luftverteidigungssystemen der TPLF angeschlossen haben.
Beobachter befürchten unterdessen, dass sich der Konflikt nicht nur auf andere Regionen Äthiopiens, sondern auch auf die Nachbarländer Eritrea, Sudan und Somalia auswirken wird, wähhrend auch der Streit zwischen Addis Abeba und Kairo um die Kontrolle der Nilgewässer nach der Fertigstellung des Großen Staudamms am äthiopischen Blauen Nil noch nicht beigelegt ist.
(L.M.) (Fides 12/11/2020)


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