ASIEN/TÜRKEI - Prozess gegen Mönch wegen angeblicher Komplizenschaft mit terroristischer Organisation verschoben

Mittwoch, 4 November 2020 mittlerer osten   ostkirchen   mönchtum   aufnahme   nächstenliebe   gerechtigkeit  

Mardin (Fides) - Der Prozess gegen den syrisch-orthodoxen Mönch Sefer Bileçen, der von den türkischen Justizbehörden wegen Komplizenschaft mit terroristischen Organisationen und Aktivitäten angeklagt wurde, wurde um fast drei Monate auf den 27. Januar 2021 verschoben. Der Mönch ist Mitglied des Klosters Mor Yakup in Nusaybin (Provinz Mardin, Türkei), wurde am 9. Januar 2020 zusammen mit zwei weiteren Personen von den türkischen Sicherheitskräften festgenommen, weil er Mitgliedern der so genannten Volksverteidigungskräfte HPG, dem bewaffneten Arm der kurdischen Arbeiterpartei (PKK), die von der türkischen Regierung als terroristische Organisation eingestuft wurde, Hilfe und Deckung angeboten haben soll (vgl. Fides 16/1/2020).
Die Anklage, die hauptsächlich auf Filmmaterial basiert, das mit Hilfe von Drohnen erstellt wurde, mit denen die türkischen Geheimdienste das Kloster aus der Luft überwachen, wurde am 20. Januar 2020 vom Obersten Strafgerichtshof von Mardin bestätigt, das dem Mönch die Verantwortung dafür zuschreibt, dass Ende September 2018 einige Tage lang HPG-Milizsoldaten im Kloster untergekommen waren. Am 16. Januar 2020 durfte der Mönch das Gefängnis bis zur Verhandlung verlassen, mit der Verpflichtung, seinen Wohnsitz nicht zu verlassen .
Mehrere Quellen haben bisher bestätigt, dass die angebliche "Mitschuld", der die türkischen Behörden den syrisch-orthodoxen Mönch beschuldigen, allein darin bestand, Menschen, die angaben, hungrig und durstig zu sein, Essen und Trinken anzubieten. Dies wurde auch von einem HPG-Milizsoldaten bestätigt, der im September 2019 von den türkischen Sicherheitskräften festgenommen worden war und gestanden hatte, das Kloster Mor Yakup mehrmals aufgesucht zu haben, um dort zu essen, zu trinken und sich zu stärken.
Der Mönch Sefer Bileçen selbst bestätigte in einer von seinen Anwälte bekannt gegebenen Aussage, dass er den Milizsoldaten Nahrung und Wasser als reines Zeichen klösterlicher Gastfreundschaft angeboten hatte, die jedem vorbehalten ist, der sich in Not befindet, wobei er nicht gewusst habe, dass es sich dabei um Mitglieder der HPG handelte. "Ich werde jedem, der an meine Tür klopft, Nahrung und Wasser geben", heißt es in der Aussage von Pater Sefer, „dazu bin ich aufgrund meiner spirituellen und philosophischen Überzeugungen verpflichtet. Und ich darf keine falsche Aussage machen, weil ich Mönch und Priester bin. “
(GV) (Fides 4/11/2020)


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