ASIEN/TÜRKEI - Kirche aus dem 4. Jahrhundert steht zum Verkauf: Künftige Nutzung als Unterkunft für Touristen nicht ausgeschlossen

Freitag, 30 Oktober 2020 mittlerer osten   ostkirchen   heilige stätten   politischer islam  

Mardin (Fides) - Die syrisch-orthodoxe Kirche des heiligen Johannes (Mor Yuhanon) aus dem 4. Jahrhundert in einem Vorort der türkischen Stadt Mardin wurde zum Verkauf angeboten und soll zukünftig für touristische Unterkünfte genutzt werden können. Die Kirche, die sich derzeit in Privateigentum befindet, wird zu einem Preis von 7,25 Millionen türkischen Lira (ca. 870.000 Dollar) auf den Immobilienmarkt angeboten.
Die Kirche wurde 2009 von den türkischen Behörden als Kulturgut anerkannt und enthält die Gräber zweier syrisch-orthodoxer Patriarchen. Die Eigentümer, die in den letzten zwei Jahren die Räume der Kirche als Lager genutzt haben, durften deshalb keine architektonischen Änderungen an der Struktur vornehmen, haben jedoch das Verkaufsrecht. Der syrisch-orthodoxe Erzbischof Saliba Özmen von Mardin und Diyarbakir, forderte die türkischen Behörden auf, die entsprechenden Schritte zu unternehmen, um die Kirche der syrisch-orthodoxen Stiftung anzuvertrauen, in deren Trägerschaft sich auch das Kloster Deyr al Zafaran, das so genannte "Safrankloster" auf dem Tur Abdin-Plateau in der Nähe der Stadt Mardin befindet.
Die Eigentümer der Kirche hatten bereits 2015 versucht, das Gebäude zum Verkauf anzubieten. Zuletzt hatten sie die ehemalige Kultstätte auch der örtlichen Leitung der syrisch-orthodoxen Kirche zum Kauf angeboten, die jedoch mitteilen musste, dass keine finanziellen Mittel zur Verfügung stünden, die man in den Kauf investieren könnte.
Die Geschichte der Mor Yuhanon-Kirche in Mardin spiegelt das traurige Schicksal des immensen historischen und spirituellen Erbes wider, das viele antike Kirchen in der Türkei betrifft, deren Eigentumsrechte im Laufe der Jahrhunderte von Privatpersonen erworben wurden oder in den Besitz des türkischen Staates übergingen.
Unterdessen wurden in Istanbul in den letzten Tagen die Fresken der monumentalen Erlöser-Kirche in Chora mit weißen Tüchern bedeckt worden, um den Ort vorzubereiten, der als eines der wichtigsten Beispiele byzantinischer Architektur nach den Bestimmungen der türkischen Regierung für die Nutzung als Moschee vorzubereiten. Die Wiederaufnahme der islamischen Feierlichkeiten in den Räumen des ehemaligen christlichen Klosters war für heute, Freitag, den 30. Oktober, geplant, wurde jedoch von der türkische Behörde für religiöse Angelegenheiten überraschen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Dies soll dazu dienen, den Ort in geeignetem Maß für die Nutzung durch die muslimische Gemeinde zu gestalten.
(GV) (Fides 30/10/2020)


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