AFRIKA/NIGERIA - Bischöfe zu anhaltenden Protesten: “Junge Menschen haben das ungerechte Vorgehen der Polizei und die Korruption satt“

Montag, 26 Oktober 2020 jugendliche   gewalt   gerechtigkeit   bischöfe   papst franziskus  

Abuja (Fides) - "Junge Menschen haben die Brutalität und das ungerechte Vorgehen der Beamten der SARS und allgemein der Polizei satt", so die Bischöfe von Nigeria in einer Erklärung, in der sie die Proteste junger Menschen gegen Polizeigewalt und Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit (vgl. Fides 21/10/2020) unterstützen.
Die Bischöfe fordern die Demonstranten auf, innerhalb der Grenzen des friedlichen Protests zu bleiben und Provokationen nicht nachzugeben: "Wir unterstützen junge Menschen, die protestieren, und ihr Recht auf friedliche Demonstrationen ohne Einschüchterung, aber sie dürfen dabei Provokationen oder Anstiftungen zur Gewalt nicht nachgeben".
Auch der Missionsorden der Redemptoristen, der zahlreiche Missionen in Nigeria hat, wendet sich in einer vom Generaloberen der Kongregation, Pater Michael Brehl, unterzeichneten Erklärung, an die nigerianischen Gläubigen, in der bekräftigt wird, dass „man angesichts dieser Ungerechtigkeit und Gewalt nicht schweigen darf. Diese Ereignisse rufen zu Gott nach Gerechtigkeit und Hoffnung. Während wir die jungen Menschen in Nigeria und ihre Familien begleiten, beten wir, dass durch friedlichen und gewaltfreien Protest eine echte Veränderung möglich ist".
Papst Franziskus äußerte nach dem Angelusgebet am gestrigen Sonntag, dem 25. Oktober, Besorgnis über die Lage in Nigeria. "Ich verfolge mit besonderer Sorge die Nachrichten aus Nigeria", sagte der Papst, “Lasst uns zum Herrn beten, damit jede Form von Gewalt bei der ständigen Suche nach sozialer Harmonie und Förderung von Gerechtigkeit und Gemeinwohl vermieden wird”.
Die Proteste begannen am 7. Oktober, nachdem die willkürliche Ermordung eines weiteren nigerianischen Jugendlichen durch Beamte der Polizeisondereinheiten SARS gefilmt worden war und in den nigerianischen sozialen Medien verbreitet wurde. Die SARS-Polizeieinheit war bereitrs zuvor bekannt geworden für rechtswidrige Verhaftungen, Folter, Erpressung, sexuelle Übergriffe und Morde an jungen Nigerianern. Die Einheit soll sogar geheime Folterlager und Hafteinrichtungen betreiben.
Unter dem hastag #EndSARS wurde in den sozialen Medien zu Demonstratione für die Auflösung der Spezialeinheit und die Reform der Polizei, die strafrechtliche Verfolgung der für die Tötung unbewaffneter Nigerianer verantwortlichen Beamten und die Entschädigung der Familien der Opfer aufgefordert. Die Forderungen der Demonstranten weiteten sich jedoch schnell auf eine breite Kritik an Korruption, Inkompetenz und Straflosigkeit der Regierung aus, wobei auch auf die anhaltende Menschenrechtsverletzungen und wirtschaftliches Krise hingewiesen wurde.
Die Stadt Lagos ist mit über 20 Millionen Einwohnern die größte in Afrika und das kommerzielle Zentrum Nigerias. Sie wurde schnell zum Hauptschauplatz der Proteste, wobie die Demonstranten jedoch auch weitere große Städte im ganzen Land besetzten. Unterdessen wurden Regierungsgebäude, Flughafeneingänge, Hauptstraßen und Brücken geschlossen.
(L.M.) (Fides 26/10/2020)


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