ASIEN/TÜRKEI - Konflikt in Bergkarabach: Einschüchterungsversuche gegen armenische Türken

Freitag, 2 Oktober 2020 mittlerer osten   ostkirchen   kriege   geopolitik  

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Istanbul (Fides) - Das Wiederaufleben des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan in der Region Berg-Karabach hat besorgniserregende Auswirkungen auf die in der Türkei lebenden Armenier. Am Abend des 29. September fuhr ein Auto-Konvoi vor das Gebäude des armenischen Patriarchats von Konstantinopel im Hauptstadtbezirk Kumkapi vor (siehe Foto), wobei die Insassen laut hupten und Flaggen von Aserbaidschan und der Türkei schwenkten.
Ömer Çelik, Sprecher der Regierungspartei AKP, erklärte unterdessen, dass der anhaltende Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien keine Konsequenzen für türkische Staatsbürger armenischer Abstammung haben werde. In seiner Erklärung verurteilte Sprecher der von Präsident Recep Tayyip Erdogan gegründete Partei die Welle der Beleidigungen und Einschüchterungen gegen Armenier, zu der es auch in den sozialen Medien kam, nachdem die Wagenkolonne provokativ und mit klarer einschüchternder Absicht vor dem armenischen patriarchalischen Hauptquartier vorgefahren war. Çelik betonte auch via Twitter, dass die Türkei "keine Diskriminierung zwischen Bürgern erlaubt".
Der armenische Abgeordnete, Garo Paylan, Vertreter der oppositionellen Demokratischen Volkspartei (HDP), die pro-kurdische und linke Kräfte in sich vereint, legte mit Blick auf die Erklärung der Regierung, an der Seite mit Aserbaidschan bei der Wiederaufnahme des Konflikts im Kaukasus zu stehen, dem Parlament einen Antrag zur Aufklärung dieser Position vor. Diese Positionen - so Paylan, gebürtig aus Diyarbakir - haben die armenischen Bürger der Türkei zu noch mehr zur Zielscheibe der Einschüchterung und Gewalt einer sektiererischen und fremdenfeindlichen Strömung gemacht. Die gleichen Bedenken äußerte auch Yetvart Danzikyan, Chefredakteur von Agos, einer in armenischer und türkischer Sprache erscheinenden Zeitung.
In seiner Anfrage bat Paylan auch um eine Stellungnahme zu der Nachricht – die auch vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron verbreitet wurde -, wonach 300 dschihadistische Milizsoldaten aus Syrien mit stillschweigender Zustimmung der Behörden das Gebiet des wiedererwachten kaukasischen Konflikts über türkisches Territorium erreicht haben sollen.
In einem von Besorgnis um die in der Türkei lebenden armenischen Gemeinschaft geprägten Klima stattete der armenische Patriarch von Konstantinopel, Sahak II Maşalyan, am 26. September im Ökumenischen Patriarchat, seinen Antrittsbesuch Bartholomäus I. ab, was bisher aufgrund der Pandemie unmöglich gewesen war. Während des Treffens sprachen die beiden Patriarchen auch über die neuen Schwierigkeiten, die mit der Wiederaufnahme der Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan verbunden sind, und drückten den gemeinsamen Wunsch aus, dass der Konflikts mit Gottes Willen schnell beigelegt werden kann.
(GV) (Fides 2/10/2020)


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