AMERIKA/BRASILIEN - CIMI-Bericht zum Jahr 2019: Gewalt gegen indigene Gebiete und Gemeinden hat sich verdoppelt

Donnerstag, 1 Oktober 2020 eingeborene   missionarische Öffentlichkeitsarbeit   menschenrechte   ortskirchen  

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Brasilia (Fides) - Am 30. September wurde der vom Indigenen Missionsrat (CIMI) erstellte Bericht über Gewalt gegen die indigenen Völker Brasiliens veröffentlicht. Es bietet sich erneut das Bild einer äußerst besorgniserregenden Realität der indigenen Völker Brasiliens im ersten Jahr der Regierung unter Jair Bolsonaro als Präsident des Landes. Das Dokument hebt hervor, dass sich die Enteignungen indigener Gebiete, die oft mit Gewalt durchgesetzt werden, im gesamten Staatsgebiet rasch und aggressiv verbreiten und unschätzbare Zerstörungen verursachen.
Indigene Gebiete bringen nicht nur die Anerkennung des Landrechts dieser Völker zum Ausdruck, sondern erweisen sich auch als die Gebiete, in denen die die Wälder und ihre vielfältigen Ökosysteme am besten schützt sind. In der Vergangenheit hat die Anwesenheit von indigenen Völkern in diesen Gebieten dazu den raschen Fortschritt und die damit einhergehende Entwaldung und anderer Plünderungsprozesse verhindern können. Die Daten von 2019 zeigen jedoch, dass indigene Völker und ihre traditionellen Gebiete mehr und mehr vereinnahmt werden.
In eine solche Perspektive der Zerstörung indigener Gebiete wird auch die "Explosion" der mit kriminellen Vorgehensweisen verursachten Brände eingefügt, die 2019 die Amazonasregion verwüsteten und international Aufsehen erregten.
Laut CIMI liegt der Gewalt gegen indigene Völker auf ein Regierungsprojekt zugrunde, das darauf abzielt, ihr Land und die sich dort befindlichen Güter unter anderem Unternehmern aus den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Bergbau und Forstwirtschaft zur Verfügung zu stellen.
Der Bericht unterstreicht, dass 2019 in 16 der 19 Kategorien von Gewalt eine Zunahme der Fälle zu verzeichnen war. Besonderes wird auf die Verschärfung der Fälle in der Kategorie "Besitzenteignung, illegale Ausbeutung von Ressourcen und Sachschäden" hingewiesen: Von den 109 im Jahr 2018 registrierten Fällen stieg die Zahl 2019 auf insgesamt 256.
Von den 1.298 indigenen Gebieten in Brasilien haben 829 (63%) das Verfahren zur Anerkennung als traditionelles indigenes Gebiet beim Sekretariat für das Kulturerbe noch nicht abgeschlossen. Von diesen 829 werden 536 indigene Gebiete (64%) von den zuständigen staatlichen Stellen noch nicht einmal berücksichtigt.
In dem langen Bericht des CIMI (216 Seiten), der von der brasilianischen Bischofskonferenz herausgegeben wird, widmet sich ein eigener Abschnitt der Untersuchung von "Gewalt gegen die Person". Gewalt gegen indigene Völker und ihre Gemeinschaften ist meist mit dem Landstreit verbunden. Unter den 2019 registrierten Fällen finden sich: Machtmissbrauch (13); Morddrohung (33); verschiedene Bedrohungen (34); Morde (113); Totschlag (20); vorsätzliche Körperverletzung (13); Rassismus und ethnische kulturelle Diskriminierung (16); versuchter Mord (24); und sexuelle Gewalt (10); Im Jahr 2019 wurden 276 Fälle von Gewalt gegen indigene Völker verzeichnet. Diese Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie die Zahl von 2018 (110).
(CE) (Fides 01/10/2020)


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