ASIEN/TÜRKEI - Bau der ersten christlichen Kirche seit 1923 in Rekordzeit abgeschlossen

Donnerstag, 24 September 2020 mittlerer osten   ostkirchen   islam   politik  

Istanbul (Fides) - In dem Jahr, in dem die türkischen Behörden die Umwandlung der alten christlichen Basilika „Hagia Sofia“ und die Nutzung der antiken Kirche in Chora am Stadrand von Istanbul für islamischen Gottesdienst genehmigten, wurde in Rekordzeit auch die erste von Grund auf neu gebauten christliche Kirche auf türkischem Gebiet seit 1923, dem Jahr der Gründung der Republik Türkei, gebaut. Die neue ist die dem heiligen Ephrem gewidmet, und wurde innnerhalb von wenigen Monaten auf Ersuchen der örtlichen syrisch-orthodoxen Gemeinde im Stadtviertel Yesilkoy (Bezirk Bakirkoy) in der Nähe des internationalen Flughafens Atatürk errichtet. Die Arbeiten für den Bau der Kirche, die Anfang 2019 genehmigt und am 3. August desselben Jahres in Anwesenheit des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eröffnet wurden, sollen bald abgeschlossen sein, so dass die Kirche wahrscheinlich schon in der ersten Hälfte des kommenden Jahres (2021) eingeweiht werden wird. Die neue Kirche wird mehr als 700 Gläubige aufnehmen können und auch den Sitz des Metropoliten Yusuf Çetin beherbergen, der derzeit die örtliche syrisch-orthodoxe Gemeinde leitet.
Türkische Medien bezeichnen die Geschwindigkeit des Aufbaus der Kirche als Zeichen der Großmut des türkischen Staatspräsidenten gegenüber lokalen christlichen Gemeinden, nicht zuletzt um auch der Kritik entgegenzuwirken, die durch die Wiedereröffnung der Hagia Sofia für den islamischen Gottesdienst auf der ganzen Welt ausgelöst worden war.
Bereits in den letzten Jahren hatte die türkische Regierung den syrisch-christlichen Gemeinschaften wiederholt besondere Aufmerksamkeit geschenkt, so dass Beobachter von einem "türkischen Plan" sprachen, der darauf abzielt, die Türkei als neue "Heimat" für die vielen syrischen Christen ins Gespräch zu bringen, die in Syrien und Europa leben und deren Vorfahren einst auf türkischem Staatsgebiet beheimatet waren (vgl. Fides 8/5/2013). In den ersten Jahren des Syrienkonflikts hatten die türkischen Behörden in Mydiat (seit Jahrhunderten das Zentrum einer syrisch-christlichen Enklave in der Provinz Mardin) ein Flüchtlingslager für syrische Christen eingerichtet, in dem 4.000 Flüchtlinge untergebracht werden konnten.
Derzeit leben in der Türkei etwa 25.000 syrische Christen, hauptsächlich in den Vororten von Istanbul.
(GV) (Fides 24/9/2020)


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