AFRIKA/ÄGYPTEN - Großimam der al Azhar-Universität: Islam und Christentum waren nie Ursprung von Kriegen

Dienstag, 15 September 2020 mittlerer osten   islam   dialog   geschwisterlichkeit   sunniten  

CoptsToday

Kairo (Fides) - "Wir von der al-Azhar-Universität sind der Überzeugung, dass Islam und Christentum niemals an sich Ursprung von Kriegen und Konflikten waren, sondern dass religiöser Glaube das Gegenteil von Konflikten und Kriegen darstellt, in die die Religionen instrumentalisieren und ausbeuten“, so der ägyptische Scheich Ahmed al Tayyeb, Großimam der al Azhar-Universität, bei einem Gespräch mit dem armenischen Außenminister Zohrab Mnatsakanyan, den er am Montag, dem 14. September, zu einem offiziellen Besuch in Kairo empfing. In dem Gespräch mit dem Vertreter der armenischen Regierung soll der Großimam ägyptischen Medienberichten zufolge auch, dass die Kriterien erläutert, die der Lehre der Al Azhar-Universität zugrunde liegen, d.h. dass alle Menschen als "Brüder in der Menschheit" anerkannt werden, denn auch die Lehre des Propheten ist Mohammad "bestätigt die Bruderschaft der Menschen". Die wichtige sunnitische akademische Institution fühle sich verpflichtet, die Lehre und Botschaft des Islam richtig zu definieren und zu erläutern, um auch allen Manipulationen entgegenzuwirken, die Inhalte des islamischen Glaubens verwenden, um damit unterdrückende Ideologien aufzubauen.
Während Papst Franziskus sich darauf vorbereitet, eine neue Enzyklika über Brüderlichkeit und soziale Freundschaft zu veröffentlichen, deren Überlegungen auch von der Zeit der Pandemie unter der gesamten Menschheit inspiriert sind, hat der armenische Minister Mnatsakanyan in seinem Gespräch mit al Tayyeb auch an das Dokument über die Menschliche Bruderschaft für Weltfrieden und gemeinsames Zusammenleben erinnern, das am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi von Papst Franziskus und dem Großimam von al Azhar unterzeichnet wurde.
Bei ihrem Treffen wiesen Sheikh al Tayyeb und der armenische Außenminister auch auf die Möglichkeit hin, die Zusammenarbeit und den kulturellen Austausch zwischen armenischen akademischen Institutionen und dem maßgeblichsten theologisch-kulturellen Zentrum des sunnitischen Islam zu intensivieren.
Die offizielle Reise des Vertreters der armenischen Regierung nach Kairo, der im Rahmen seines Besuchs auch den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al Sisi und den koptisch-orthodoxen Patriarchen Tawadros II traf, findet vor dem Hintergrund wachsender Spannungen zwischen Ägypten und der Türkei auch im Kontext der aktuellen Situation im Nahen Osten statt. Bei seinen Treffen mit den politischen und religiösen Autoritäten Ägyptens erinnerte Minister Mnatsakanyan an die "Großzügigkeit und Gastfreundschaft", mit der in der Vergangenheit Mitglieder des armenischen Volkes in Ägypten willkommen geheißen wurden, so dass eine lokale armenische Gemeinde entstanden sei, deren Mitglieder zu „ägyptische Staatsbürgern mit einem hohen Heimatgefühl" geworden sind.
(GV) (Fides 15/9/2020)


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