AFRIKA - Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19: Bis zu 59 Millionen Menschen in Westafrika von einer schweren Lebensmittelkrise bedroht

Dienstag, 25 August 2020 lebensmittelsicherheit   coronavirus   armut  

Rom (Fides) - Die Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Infektionsrate in Westafrika könnten schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensmittel- und Ernährungssicherheit der Bevölkerung haben. Bereits vor der Verbreitung von Covid-19 in der Region gemachte Vorhersagen gehen davon aus, dass während der Trockenzeit (Juli-August 2020) 21 Millionen Menschen unter schwerer Nahrungsmittelknappheit leiden würden. Diese Vorhersagen könnten nun bei weitem übertroffen werden. Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) könnte die Covid-19-Pandemie die Zahl der Menschen in Lebensmittel- und Ernährungskrisen und Notfällen verdoppeln oder sogar verdreifachen und ihre Zahl in West- und Zentralafrika zwischen Juni und August 2020 von den ursprünglich geschätzten 21 Millionen auf fast 59 Millionen steigen lassen.
Etwa 50% der Bevölkerung West- und Zentralafrikas lebt unterhalb der Armutsgrenze und ist durch Subsistenzlandwirtschaft und Arbeitsplätzen informellen Sektor zum täglichen Kampf um das Überleben gezwungen. Daher sind diese Bevölkerungsgruppen stark von Bewegungseinschränkungen und Quarantänen betroffen, die den Zugang von Lieferanten und Verbrauchern zu Märkten beeinträchtigen und zu Störungen der Lieferkette und sogar zur Beeinträchtigung der saisonalen landwirtschaftlichen Arbeit führen.
Die Schließung der Märkte führte zu Überschüssen landwirtschaftlicher Produkte, die von den lokalen Verbrauchern nicht aufgenommen werden konnten und in einigen Fällen auf den Feldern verrotteten. Beschränkungen des grenzüberschreitenden Handels haben auch den freien Verkehr von Lebensmitteln zwischen einem Land und einem anderen in der Region beeinträchtigt. Schließlich weisen Länder in West- und Zentralafrika in einigen Bereichen ein Nahrungsmittelproduktionsdefizit auf und sind auf Lebensmittelimporte angewiesen, um ihre Bevölkerung zu ernähren. Dies betrifft insbesondere Getreide und in diesem Fall Reis, dessen lokale Produktion etwas mehr als 50% des regionalen Bedarfs abdeckt. Import- und Exportbeschränkungen sind daher ein nicht zu unterschätzendes Problem, da bereits kurzfristige Rückgänge der Reisexporte in afrikanische Länder südlich der Sahara zu beobachten sind.
Die Krise bietet den Ländern der Region und den regionalen Strukturen jedoch auch die Möglichkeit, neue Impulse für die nationale und regionale Agrarpolitik im Hinblick auf die Schaffung eines widerstandsfähigeren Lebensmittelversorgungssystems zu nutzen, um die endemischen Probleme der Hungersnot und Unterernährung nachhaltig zu lösen und die Länder besser auf zukünftige Krisen vorzubereiten.
(L.M.) (Fides 25/8/2020)


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