AFRIKA/KAMERUN - Corona-Pandemie: Ausgangssperre führt zu Waffenruhe

Dienstag, 7 April 2020 coronavirus   kriege   menschenrechte   bewaffnete gruppen  

Bamenda (Fides) - "Die Ausbreitung der Pandemie in Afrika ist ein epochales Drama, könnte aber in vereinzelten Fällen auch unerwartete positive Auswirkungen haben", so Erzbischof Cornelius Fontem Esua von Bamenda, der Hauptstadt der englischsprachigen Regionen Kameruns, gegenüber Fides. "Hier zum Beispiel haben die Zusammenstöße zwischen den Separatisten der Republik Ambazonia (die im Oktober 2017 die eigene Unabhängigkeit ausrief und seither in offenem Konflikt mit der Regierung in Yaoundé steht, Anm.d.Red.) und der staatlichen Armee stark abgenommen und es gibt seit Wochen keine Nachrichten von Kampfhandlungen. Vor etwa zwei Wochen kündigte Samuel Ikome Sako, Interimspräsident der Bundesrepublik Ambazonia, eine vollständige Ausgangssperre an, bei der die Grenzen der englischsprachigen Regionen aufgrund des Virus geschlossen wurden. Bisher respektieren die Separatisten die Richtlinie: Es herrscht allgemeine Waffenruhe in der Region, es gab seither keine Fälle von direkter Konfrontation mit dem Militär oder Entführungen durch die Separatisten“.
 Das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs deutsche Kamerun wurde danach in zwei Teile aufgeteilt: 80% des Territoriums wurden Frankreich zugewiesen, die restlichen 20% - der südwestliche Teil an der Grenze zu Nigeria - gingen an Vereinigtes Königreich. Nach der Unabhängigkeit sind die politischen Kräfte der englischsprachigen Regionen, deren Anträge auf Autonomie abgelehnt wurden, in Konflikt mit der Regierung Yaoundè geraten, und die schwelenden Spannungen zwischen den englischsprachigen Regionen und der Zentralregierung, haben sich in den letzten Jahren zu einem wahren Krieg entwickelt. "Die Armee patrouilliert auf jeden Fall weiterhin mit Panzern auf den Straßen”, so Erzbischof Esua weiter - und in einigen Fällen, insbesondere in den Dörfern, kam es Hinterhalten und es gab Tote. Doch insgesamt hören wir hier in Bamenda kaum noch Schüsse oder Schießereien und hoffen wirklich, dass die Krise aufgrund der Verbreitung des Virus alle beteiligten Parteien dazu veranlasst, ihre Strategien zu überdenken und eine Einigung zu erzielen."
Seit Ausbruch von Covid-19 wurden Kamerun rund ein Dutzend Todesfällen bei etwa 700 Infektionen registriert.
(LA) (Fides 7/4/2020)


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