ASIEN/AFGHANISTAN - Pater Scalese wünscht Waffenstillstand und Beendigung der Gewalt gegen Zivilisten

Freitag, 29 November 2019 menschenrechte   zivilgesellschaft   frieden   taliban   islam   gewalt   terrorismus   ortskirchen  

Kabul (Fides) - "Die Beendigung der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung ist eine Priorität und danach muss der Krieg durch den politischen Dialog beendet werden", so Pater Giovanni Scalese, Obererer der Missio sui iuris in Kabul, der hofft, dass der Afghanistankrieg durch Verhandlungen beigelegt werden kann. Der Waffenstillstand ist das, was die Bevölkerung verlangt und braucht", so Pater Scalese, "wir beten, dass er so bald wie möglich stattfindet."
Der gestrige unerwartete Besuch von US-Präsident Donald Trump bei US-Truppen in der Bagram Air Base könnte die Aufnahme eines solchen Dialogs begünstigen. "Die Gespräche mit den Taliban werden bald wieder beginnen", so Trump vor den Soldaten. "Wir werden die Truppen reduzieren, die Taliban scheinen bereit für den Waffenstillstand zu sein". Diese Forderung, stellten die Taliban dem Sicherheitswberater des afghanischen Präsidenten Ashraf Ghanis, Amdullah Mohib, vor einigen Wochen als Bedingung für die Wiederaufnahme Verhandlungen. "Mit denenjenigen zu sprechen, die anders sind als wir und entgegengesetzte Positionen vertreten, ist schwierig, aber für die Lösung von Konflikten unabdingbar", bemerkt Pater Scalese. Bisher haben die Taliban direkte Gesprächen mit der von ihnen nicht anerkannten Regierung von Kabul abgelehnt, und Verhandlungen mit dem Sonderbeauftragten der US-Regierung, Zalmay Khalilzad, geführt. Fast ein Jahr lang traf Khalilzad die Delegation der "Koranschüler" in Doha, Katar, und stand kurz vor der Unterzeichnung eines Abkommens. Das Abkommen sah den schrittweisen Abzug ausländischer Truppen vor und die Taliban erklärten sich bereit, alle Verbindungen zu globalen islamistischen Gruppen zu beenden und schließlich einen Waffenstillstand einzuwilligen und sich an den Verhandlungstisch mit der Regierung von Kabul zu setzen. Im Zuge weiterer Verhandlungen wurden jedoch die letzten beiden Punkte als "zweitrangig" deklassiert und Präsident Ghani beklagte den Ausschluss aus den Verhandlungen, die dann am 7. September von Trump plötzlich unterbrochen wurde.
Wenige Tage vor dem Besuch des US-Präsidenten in Afghanistan hatte es einen Gefangenenaustausch geeben: Am 19. November wurden drei maßgebliche Mitglieder der Taliban im Tausch gegen zwei Professoren (einem US-amerikanischen und einem australischen Staatsbürger) freizulassen, die im August 2016 vom Haqqani-Netzwerk in Kabul entführt worden waren. Doch derzeit gibt es im Land auch eine ernsthaften politischen Krise nach den Wahlen: zwei Monate nach den Präsidentschaftswahlen am 28. September beschuldigen sich die beiden Favoriten Ashraf Ghani selbst und Premierminister Abdullah Abdullah gegenseitig des Wahlbetrugs. Einige tausend Anhänger Abdullahs demonstrierten heute in Kabul gegen die von der Wahlkommission eingeleitete neue Auszählung der Stimmen und fordern, die Annullierung von etwa 300.000 der zwei Millionen registrierten Stimmen wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten. Ghani hingegen nutzt das bilaterale Treffen mit Trump zu politischen Zwecken. Sowohl Trump als auch Ghani wandten sich an die Taliban mit der Bitte: "Wenn ihr den Frieden wirklich wollt, akzeptiert den Waffenstillstand."
(GB) (Fides 29/11/2019)


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