ASIEN/INDIEN - Zivilgesellschaft prangert Lynchmord wegen Rindfleischverzehr an

Dienstag, 24 September 2019 religiöse minderheiten   verfolgung   gewalt   religionsfreiheit   willkürliche hinrichtungen   zivilgesellschaft  

Ranchi (Fides) - Menschenrechtsaktivisten, Nichtregierungsorganisationen und christliche Gemeinschaften sowie Organisationen der Zivilgesellschaft verurteilen den Lynchmord an drei Mitgliedern eines tribalen Volksstammes, darunter ein Katholik, am gestrigen 23. September. "Es ist der vierte Lynchmord in Jharkhand in den letzten Wochen, wo radikale Gruppen, diejenigen bestrafen wollen, die Rindfleisch verzehren. Die Zahl der Muslime, Christen und Dalits, die in den letzten zwei Jahren von diesen Banden getötet wurden ist groß. Es wird vermutet, dass die Verantwortlichen sogar von der Bharatiya Janata Party (BJP) im Bundesstaat Jharkhand unterstützt werden. Mit Sicherheit profitieren sie von der Straflosigkeit, die in dem Staat herrscht, in dem der hinduistische Nationalisten regieren“, so John Dayal, Generalsekretär des „All India Christian Council“ und Sprecher der „All India Catholic Union“.
Berichten der Polizei zufolge griffen gewaltbereite Hindus drei Personen an und beschuldigten sie, eine Kuh "geschlachtet" zu haben, ein Tier, das von der hinduistischen Religion als heilig eingestuft wird. Die drei hatten angeblich im Dorf Jaltanda Suari im Distrikt Khunti ein Vieh zum Verzehr geschlachtet. Der Katholik Barla erlag bereits vor der Ankunft im Krankenhaus den schweren Verletzungen. Die beiden anderen Verletzten befinden sich wieder in einem stabilen Zustand. Die Polizei nahm unterdessen fünf Personen fest, während die Dorfbewohner vor der Polizeistation deren Freilassung forderten.
Dayal merkt an, dass "obwohl Premierminister Narendra Modi solche Aktionen in den Bundesstaaten Haryana und Uttar Pradesh verurteilte, sind wiederholte willkürliche Morde ein Beweis für den absoluten Mangel an politischem Willen sind", so Dayal weiter, "Was noch schlimmer ist, den Widerwillen der Polizei zu sehen. Die Agenten kommen verspätet am Tatort an, bringen die Opfer zu spät ins Krankenhaus und nehmen die Namen der am Lynchmord beteiligten Personen falsch auf. Gerichtsdokumente in Verfahren wegen Lynchmorden sprechen für sich", beklagt Dayal.
Der Staat Jharkhand wird von einer Koalition regiert, die von der hinduistischen Partei Bharatiya Janata (BJP) geleitet wird, der auch Premierminister Modi angehört.
Der Wissenschaftler Gladson Dungdung, der in Jharkhand arbeitet, weist darauf hin, dass „das Recht auf Nahrung ist ein Grundrecht jedes Einzelnen“ im Land ist, „das in Artikel 21 der Verfassung garantiert wird. Keine Regierung oder Organisation kann entscheiden, was die Menschen essen sollen. Lynchmorde, die im Namen des Tierwohls stattfinden, sind staatlich geförderter Mord".
Viele Stammesgemeinschaften in Jharkhand essen seit Jahrhunderten Rindfleisch. In den letzten zwei Jahren kam es jedoch immer wieder zu Aggressionen und Morden an Bürgern, die Rindfleisch verzehren. Laut Gladson Dungdung war "Toleranz war immer ein typisches Merkmal in unserer Stammesgesellschaft, auch in Bezug auf Stämme die Rindfleisch konsumieren", bemerkt er abschließend.
(SD) (Fides 24/9/2019)


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