VATIKAN - Kardinal Filoni: "Die Vereinbarungen zwischen dem Heiligen Stuhl und China sind von historischer Tragweite"

Freitag, 8 Februar 2019 evangelisierung   kongregation für die evangelisierung der völker  

Vatikanstadt (Fides) - Kardinal Fernando Filoni, Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, verfolgt seit seiner Ankunft in Hongkong 1992 den schwierigen und komplexen Weg der katholischen Kirche in China aus nächster Nähe. Damals begann das diplomatische Tauwetter zwischen der Volksrepublik China und dem Heiligen Stuhl mit den ersten Kontakten zwischen Vertretern des Vatikanischen Staatssekretariats und des chinesischen Außenministeriums. Fides veröffentlicht auf Omnis Terra erneut ein Interview des Kardinals dem „Osservatore Romano“.
Ihre Eminenz, Sie sind seit einigen Jahren an der Spitze des für die Evangelisierung zuständigen Dikasteriums des Heiligen Stuhls für die sogenannten "Missionsgebiete". Welchen pastorale Tragweite haben ihrer Meinung nach die "vorläufigen Vereinbarung über die Ernennung der Bischöfe", die am 22. September zwischen dem Heiligen Stuhl und der chinesischen Regierung unterzeichnet wurde?
Was den pastoralen Wert des vorläufigen Abkommens angeht, fühle ich mich besonders gefordert, gerade wegen der Zuständigkeiten des von mir geleiteten Dikasteriums bei der Begleitung der Kirche in China. Aber ich glaube nicht, dass ich mehr oder besser sagen kann als das, was Papst Franziskus in seiner Botschaft an die chinesischen Katholiken im letzten September geschrieben hat. Ich zitiere das Schreiben: Die Vereinbarungen sind „die Frucht des langen und komplexen institutionellen Dialogs des Heiligen Stuhls mit den chinesischen Regierungsbehörden ist, der schon vom heiligen Johannes Paul II. begonnen und von Papst Benedikt XVI. weitergeführt wurde. Damit hatte – und hat – der Heilige Stuhl nichts anderes im Sinn, als die geistlichen und seelsorglichen Ziele der Kirche zu verwirklichen, nämlich die Verkündigung des Evangeliums zu unterstützen und zu fördern sowie die volle und sichtbare Einheit der katholischen Gemeinschaft in China zu erreichen und zu bewahren. (Nr. 2). Und weiter: „Auch wenn sich die Vorläufige Vereinbarung, die mit den chinesischen Autoritäten geschlossen wurde, auf einige Aspekte des Lebens der Kirche beschränkt und notwendigerweise verbesserungsfähig ist, kann sie ihrerseits dazu beitragen, diese neue Seite der Geschichte der katholischen Kirche in China zu schreiben. Sie führt zum ersten Mal stabile Elemente der Zusammenarbeit zwischen den staatlichen Autoritäten und dem Apostolischen Stuhl ein in der Hoffnung, der katholischen Gemeinschaft gute Hirten zu gewährleisten (Nr. 5)“. Letztendlich, habe ich, obwohl ich einige Vorbehalte teile, die von verschiedenen Parteien für die noch verbleibenden Schwierigkeiten zum Ausdruck gebracht wurden und für jene Hürden, die auf dem Weg noch offenbart werden können, zum Ausdruck gebracht wurde, das Gefühl, dass in der katholischen Kirche in China eine große Erwartung auf Versöhnung, Einheit, Erneuerung und eine entschiedenere Wiederaufnahme der Evangelisierung besteht. Wir können nicht in einer Welt stehen bleiben, die in vielerlei Hinsicht mit Überschallgeschwindigkeit läuft, die aber gleichzeitig die dringende Notwendigkeit verspürt, die geistigen und menschlichen Werte wiederzuentdecken, die dem Leben der Menschen feste Hoffnung geben und der Gesellschaft echten Zusammenhalt verleihen. Mit anderen Worten, all das ist es, was das Christentum dem heutigen China bieten kann.“
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