ASIEN/INDONESIEN - Pfingstkirchliche Gemeinden in Indonesien beklagen islamischen Extremismus

Freitag, 31 August 2018 menschenrechte   religionsfreiheit   religiöse minderheiten   glaube   gewalt  

Jakarta (Fides) - "Pfingstkirchliche Gemeinden leiden unter dem wachsenden islamischen Extremismus in Indonesien, doch sie haben einen starken Glauben, trotz der Gewalt, mit der sie sich konfrontiert sehen", so Johannis Hus Lumenta, Pastor und Generalsekretär der "Gereja Pantekosta Indonesia". "Wir wollen, dass die Welt weiß, dass wir für Christus leiden. In den letzten Jahren wurden jedes Jahr etwa 20 Gläubige wegen ihres Glaubens an Christus getötet. Aber wir machen keine Kompromisse. Wir sind Menschen, die für und mit Christus leben", so Pastor Lumenta.
Die christliche pfingstkirchliche Glaubensemeinschaft hat über drei Millionen Mitglieder in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, Wiege eines gemäßigten Islam, in dem sich jedoch seit einigen Jahren auch konservative und extremistische Auslegungen des Islam verbreitet haben.
Pfingstkirchliche Gemeinden wurden in Indonesien während der holländischen Kolonialherrschaft auf dem indonesischen Archipel von holländischen Missionare gründete. Pastor Lumenta hat gemischte Gefühle mit Blick auf die ehemaligen Kolonialherren. Holländische Christen gründeten seine Kirche 1921 und die Lieder der verstorbenen holländischen Missionarin Margaretha Alt werden immer noch in den Gottesdiensten in den über 22.000 Gemeinden in ganz Indonesien gesungen.
"Heute sind Beziehungen zu den Niederlanden und anderen Ländern von entscheidender Bedeutung, da evangelikale Christen in Indonesien einem neuen Druck ausgesetzt sind", stellt er fest. Unter dem Druck der islamischen Extremisten "stehen uns auch die lokalen Behörden ablehnend gegenüber. Wir stoßen auf Probleme, besonders in Gebieten, die hauptsächlich von Muslimen bewohnt werden, in denen einige Kirchen niedergebrannt und Gläubige getötet werden. "
„Eine weitere Komplikation im Leben der Christen ist das Blasphemie-Gesetz, das 1965 eingeführt wurde. Bis 2004 wurde es nur in seltenen Fällen angewandt. Aber in dem Jahrzehnt nach der Wahl von Susilo Bambang Yudhoyono als Präsident, Ende 2004, wurden 89 Fälle vor Gericht gebracht und 89 Personen wegen Blasphemie inhaftiert", so der Pastor, der sich dabei auf Daten von Menschenrechtsorganisationen beruft.
Unter seinem Nachfolger, dem derzeitigen Präsidenten Joko Widodo, wurden weitere 17 Personen auf der Grundlage von Beschuldigungen muslimischer Extremisten zu Haftstrafen wegen Blasphemie verurteilt. Unter ihnen der ehemalige Gouverneur von Jakarta, der Christ Basuki Tjahaja Purnama, genannt "Ahok", der im Jahr 2017 wegen Blasphemie verurteilt wurde, nachdem muslimische Gruppen ihn beschuldigten, den Islam zu beleidigen. Purnama erklärte in diesem Zusammenhang, dass seine politischen Rivalen den Koran benutzten, um die Wähler zu täuschen.
Pastor Lumenta, der den Gouverneur persönlich kennt, betont: "Ahok wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt, weil er in einer seiner Reden den Koran zitiert. Er ist ein Mann mit Prinzipien und moralischer Integrität, Gott möge ihn schützen und wir beten für ihn ".
Der Pastor verurteilt auch die jüngste Entscheidung eines indonesischen Gerichts auf der Insel Sumatra, wo eine Frau wegen Blasphemie zu 18 Monaten Haft verurteilt wurde. Die 44-jährige chinesische Buddhistin Meiliana hatte sich darüber beschwert, dass der Ruf zum islamischen Gebet einer Moschee in der Nachbarschaft zu laut sei.
„In Indonesien gibt es viel Ungerechtigkeit", so Lumenta. Im Jahr 2019 finden Präsidentschaftswahlen statt und obschon viele in Joko Widodo, dem derzeitigen Präsidenten, ein Beispiel für eine neue Generation von Politikern sehen, die für religiöse Toleranz und größeren Wohlstand eintreten, bleibt Lumenta skeptisch: "Oft werden die Versprechen nicht eingelöst. Es gibt immer noch viele Unregelmäßigkeiten in Indonesien. Christen machen insgesamt weniger als 10% der 260 Millionen Einwohner in diesem Land aus. Die größte Herausforderung besteht nun darin, sicherzustellen, dass alle das Recht haben, den eigenen Glauben zu praktizieren. Wenn die Regierung sich darin einmischt, wie die Menschen Gott anbeten sollen, wird dies ein institutionelles Problem. Religionsfreiheit ist von grundlegender Bedeutung".
(SD) (Fides 31/8/2018)


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