AFRIKA/ÄTHIOPIEN - Apostolischer Vikar zur Gewalt im Osten: „Wir haben die Nähe des Herrn gespürt”

Donnerstag, 9 August 2018 gewalt   frieden   glaube   ortskirchen  

CHS

Harar ( Fides) – Die Spannungen, die zu Episoden des Vandalismus gegen verschiedene ethnische Gemeinschaften in der somalischen Region Osten Äthiopias geführt haben (vgl. Fides 8/8/2018), scheinen sich ihrem Ende zuzuneigen. Die Gewalt betraf insbesondere die Hauptstadt Jijiga, aber auch andere Städte in der Region.
"Am Samstag, den 4. August, war ich anlässlich der Segnung einer Kapelle in einem Vorort von Jijiga, etwa 5 km von der Hauptstadt entfernt. Es waren rund 300 Katholiken anwesend, darunter etwa sechzig aus Dire Dawa und Harar“, so Bischof Angelo Pagano, Apostolischer Vikar von Harar, der damit direkt in die tragischen Ereignisse verwickelt war.
„Nach der heiligen Messe und vor dem Schlusssegen, gibt es der Regel eine Prozession mit der Monstranz um die Kapelle auf dem Gelände der Mission herum. Doch wir wurden durch ein Feuer in einer orthodoxen Kirche in rund 50 Meter Entfernung blockiert. Junge Männer, die mit Stöcken bewaffnet waren, näherten sich uns und begannen Steine auf uns zu werfen. Ich zog mein Gewand aus und machte mich zusammen mit einem Dorfältesten auf den Weg: Wir gingen hin, um zu sehen, was dort geschah. Wir konnten mit einigen jungen Leuten sprechen, die uns aber aufgefordert haben, wegzugehen. Auf dem Rückweg fanden wir einen Priester, der leider bereits tot war und in einem anderen verletzten Priester, den wir mitnehmen konnten. Wir wurden ungefähr 6 Stunden belagert, obwohl wir die somalische Polizei gerufen hatten, die jedoch nicht kam. Es gelang uns, ein paar Leute mit vier oder fünf Autos wegzuschicken, während eines angegriffen und von Schüssen getroffen wurde, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde, so dass die Insassen dann zu Fuß entkommen konnten. Einer unserer Christen kam in Begleitung eines einem Soldaten, der uns mit vier weiteren Autos begleitete, so dass wir schließlich in der Nacht Jijiga ankamen. Am nächsten Tag stellten wir fest, dass wurden in verschiedenen Gegenden unseres Vikariats Harar (266.000 Quadratkilometer) acht bis 10 orthodoxe Kirchen in Brand gesteckt worden waren und Priester, Diakone und Mitarbeiter der Kirchen ums Leben gekommen waren. Besonders betroffen sind unsere christlich-orthodoxen Schwester und Brüder“, so der Bischof.
"Wir haben die Nähe des Herrn gespürt, er war der Einzige, der uns geholfen hat. Wir hatten nichts, um den 500 Menschen, die wir in unseren katholischen Missionseinrichtungen untergebracht haben, zu helfen. Dank der Zusammenarbeit aller fünf Priester unseres Vikariats und mit Unterstützung der Orthodoxen haben wir es geschafft, alle mit Lebensmitteln zu versorgen, und uns als Familie zu fühlen", so der Bischof weiter, "Am Tag nach dem Angriff erfuhren wir, dass auch unsere neue Kapelle zerstört worden war, sie konnten sie zwar nicht in Brand setzen, weil sie aus Ziegeln gebaut ist, aber sie zerstörten alles, was wir nicht mitnehmen konnten, Heiligenbilder, Kruzifix, Stromgeneratoren usw.".
„Am Montag rief der Präsident der somalischen Region, Abdi Illey die christlichen Religionsvertreter zusammen, und ich ging auch hin“, so der Apostolische Vikar weiter, “Er sagte, dass er Frieden wolle und er forderte uns auf, unseren Gläubigen zu sagen, dass sie sich nicht rächen sollten, da es sich bei den Vandalen um Kriminelle handelte. Ich intervenierte, indem ich darauf wies darauf hin, dass es meiner Meinung nach nicht nur um Kriminelle ging, sondern um einen Religionskrieg und dass er hätte sehen sollen, wie sich die somalischen Rebellen benahmen, wie sie ausschließlich Kultstätten angegriffen und nur Christen getötet haben. Ich sagte ihm auch, dass, wie er uns eingeladen hat, den Frieden zu verbreiten, dies auch die muslimischen Religionsvertreter von ihren Minaretten tun sollten“.
"Seit zwei Jahren lebe ich in dieser Region und habe festgestellt, dass solche Episoden am Ende eines jeden Jahres auftreten. September 2016, Oktober 2017 und jetzt August 2018. Das führt mich immer mehr zu der Überzeugung, dass dies Angriffe sind, die geplant sind und in verschiedenen Gegenden desselben Vikariats durchgeführt werden. Es ist für mich kein Zufall, dass sich Gewalttaten immer wieder in unserer Gegend wiederholen. Wir vertrauen sehr auf unseren neuen Präsidenten der Regierung, der bisher sehr präsent war und für den Frieden unseres Volkes arbeitet. Illey musste unterdessen zurücktreten und wurde verhaftet, doch wir befürchten Rückschläge. Die unmittelbare traurige Konsequenz ist, dass viele Christen begonnen haben, das Gebiet zu verlassen, um in Harar und Umgebung Zuflucht zu suchen", so der Apostolische Vikar abschließend.
(AP) (Fides 9/8/2018)

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