ASIEN/MYANMAR - Kardinal Bo: “Wir müssen den ökologischen Holocaust stoppen”

Mittwoch, 11 Juli 2018 politik   menschenrechte   umwelt   laudato si'   zivilgesellschaft   religiöse minderheiten   christentum   naturkatastrophen  

Yangon (Fides) – “ „Wir befinden uns in einer kritischen Phase der Menschheitsgeschichte. Glaube ohne Handeln ist ein leerer Glaube, warnt bereits der Apostel Jakobus. Alle unsere frommen Überzeugungen erfordern echte Handlungen. Martin Luther King pflegte zu sagen: ‚Einige sind schuldig und jeder ist verantwortlich’. Unser Schweigen, unsere Untätigkeit kann eine Mittäterschaft sein. Die Enzyklika ‚Laudato si’ ruft zum Handeln auf, nicht zu neuen Begegnungen. Dies ist der Moment des Handelns. Wir müssen jetzt handeln und gemeinsam handeln, damit sich die Welt mit dem ökologischen Holocaust konfrontiert", so Kardinal Charles Maung Bo über seine Gedanken zur Enzyklika "Laudato si“.
„Die Welt“, so der Kardinal, „hat verschiedene große Holocausts in ihrer Geschichte erlebt, der letzte war der nukleare Holocaust in Japan. Jetzt gibt es die ersten Warnungen vor einem ökologischen Holocaust. Ich möchte nicht pessimistisch sein, doch ich stütze meine Aussage auf die Daten der Weltbank und der wissenschaftlichen Institute über die globale Erderwärmung".
"Bis 2050 werden 150 Millionen Menschen verzweifelt nach einem Glas Wasser dürsten“, so Kardinal Bo weiter, „Große Teile Asiens und Afrikas werden eine Erderwärmung auf dem apokalyptischen Niveau erleben, was zu Kriegen um Wasser und Nahrungsmittel führen wird. Die Armen werden die Hauptopfer sein. Das Überleben von Demokratien wird durch Kriege um Ressourcen in den Ländern selbst und über Kontinente hinweg gefährdet sein. Es wird Millionen ökologische Flüchtlinge geben. Wir kennen diese Vorhersagen, aber der unnachhaltige Lebensstil der reichen Länder ändert sich nicht. Reiche Länder mit einer Bevölkerung von nur 6% der Welt produzieren 30% der Treibhausgase".
In Bezug auf Myanmar stellt der Erzbischof von Yangon fest, dass "das Land an zweiter Stelle auf dem globalen Risikoindex steht. Wir sind die zweitgefährdetste Nation, was die Folgen der globalen Erwärmung anbelangt. Wir sind gefährdet durch Wirbelstürme, Erdbeben und Überschwemmungen. Wir haben im letzten Jahrzehnt mehr als 200.000 Opfer von Naturkatastrophen begraben. Viele waren arm. Wir sind Opfer der globalen Erderwärmung". "Dies ist“, so fährt er fort, „ökologischer Terrorismus. Wenige Mächtige dieser Welt entscheiden, wer leben soll und wer sterben soll. Dieser asymmetrische Angriff auf arme Nationen durch reiche Nationen ist Terrorismus und Völkermord und muss als Verbrechen gegen die Menschlichkeit definiert werden."
"Die Kirche“ betont Kardinal Bo, „ist Hüterin der Menschenwürde. Die Kirche ist eine Gemeinschaft, die ihre Stimme für die Schwachen und Verletzlichen erhebt. Von unbequemen Wahrheiten zu sprechen ist Teil des Auftrages der Kirche in der heutigen Zeit. Die ‚Laudato’ Si ist ein weitsichtiger Aufruf zu einem weltweiten Kampf gegen die Gier von multinationalen Konzernen, Regierungen und der reichen Minderheit, die Gottes Schöpfung um des Geldes und der Macht willen zerstört. Das Christentum hat keine Angst, mit den Mächten zu sprechen. Wir müssen jetzt zusammen mit allen Menschen guten Willens, mit der Zivilgesellschaft und mit anderen Religionen handeln. Wir müssen eine Theologie über ‚ökologische Sünden’ und auch über die ‚Sakramente der Natur’ entwickeln: über Wasser, Erde, Luft und Feuer als die heiligen Geschenke des Schöpfers". "Die Kirche“, so Kardinal Bo abschließend, „muss ein Bündnis gegen die böse Achse von Geld und Arroganz entwickeln. Wir haben diesen ethischen Auftrag. Wir haben diese Erde nur geliehen und sind deshalb mit einer generationenübergreifenden Gerechtigkeit verschuldet“
(PA) (Fides 11/7/2018)


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