ASIEN/AFGHANISTAN - Schwester Mariam war 50 Jahre lang in Afghanisten in Mission: "Leben, wie es in der Bibel steht"

Montag, 25 Juni 2018 evangelisierung   mission   missionare   schwestern  

Vatikanstadt (Fides) - "Wenn man in einem Land wie Afghanistan in der Mission arbeitet, kann man das Evangelium nicht auf traditionelle Weise verkünden. Der einzige Weg, es zu tun, ist das alltägliche Leben. In den vergangenen Jahren hätten wir die Botschaft des Evangeliums gerne verkündet, doch wir konnten es nur tun, indem wir ein gutes Beispiel geben und versuchen, so zu leben, wie es in der Heiligen Schrift steht", so Schwester Mariam de Jesus, von den Kleinen Schwestern Jesu, die fast 50 Jahre lang als Missionarin in Afghanistan tätig war.
Die Schwestern des von Mageleine de Jésus 1939 nach dem Vorbild von Charles de Foucauld gegründeten Frauenordens, kamen im Juli 1954 nach Kabul und begannen ab dem darauf folgenden Jahr als Krankenschwester im staatlichen Krankenhaus zu arbeiten. "Das afghanische Volk ist bekannt für seine Gastfreundschaft“, so Schwester Mariam, „Wir wurden auf eine einzigartige Art und Weise empfangen und während der schwierigsten Zeiten des Krieges hatten wir viele einheimische Freunde, die bereit waren, Risiken einzugehen, um uns zu helfen. "
Die Schwestern sowohl während der russischen Besatzung im Jahr 1979 als auch während des 1992 ausgebrochenen Bürgerkriegs in Afghanistan und gingen nur Kabul weg, um in das Flüchtlingslager von Jalalabad zu übersiedeln. Schwester Mariam betont, dass man auch nach der Ankunft der Taliban im Jahr 1996 beschlossen habe, weiterhin in Krankenhäusern zu arbeiten und dabei die Burka zu tragen, um unbemerkt zu bleiben: "Wenn man mich fragt, ob es schwierig sei, mit dem Krieg zu leben, antworte ich, dass es jeweils vom Tag abhängig war. Manchmal hatte ich große Angst, wenn die Kugeln in geringer Entfernung an mir vorbei gingen. Aber während all dieser Jahre fühlte ich mich stark, weil Gott mich nie verlassen hat. Ich lernte Tag für Tag zu leben, und jede Minute meines Lebens in Afghanistan, die ich erlebt habe, habe ich Gottes Schutz zu verdanken"
Schwester Mariam kehrte 2016 in die Schweiz zurück, als sich das Institut aufgrund des mangelnden Ordensnachwuchses entschloss, die Mission in Afghanistan aufzugeben: "Es war sehr schwierig, wieder im Westen zu leben, weil der Lebensstil ganz anders ist. In Kabul teilen die Menschen das, was sie haben. Das Leben ist ein wenig einfacher und natürlicher: man isst immer zusammen, man sammelt sich um einen der seltenen Fernseher, man ist nicht besorg um ein trendiges Handy. Die Menschen leben ihr eigenes kleines Leben und sind in vielerlei Hinsicht glücklicher als wir, trotz des Krieges ".
In Afghanistan, einem zu 99% muslimischen Land, gibt es derzeit nur eine einzige katholische Pfarrei in der italienischen Botschaft in Kabul. Sie wird von rund einhundert Gläubigen besucht, bei denen es sich fast ausschließlich um Vertreter aus internationalen diplomatischen Kreisen handelt.
In der Hauptstadt sind die christliche Organisation "Pro Bambini di Kabul" und eine Gemeinschaft der Ordenschwestern von Mutter Teresa von Kalkutta tätig. Darüber hinaus wurden im Land Hilfsprogramme des Flüchtlingsdiensts der Jesuiten und anderen christlich inspirierten Organisationen durchgeführt.
(LF) (Fides 25/6/2018)


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