ASIEN/AFGHANISTAN - “Fatwa gegen Terrorismus: ein historischer Schritt für das Land”

Donnerstag, 7 Juni 2018 terrorismus   gewalt   taliban   islam   isis   politischer islam   religionsfreiheit   menschenrechte   dialog  

Kabul (Agenzia Fides) - „Der Anschlag auf den Ulema-Rat ist sehr ernst. Es ist offensichtlich, dass diejenigen, die das Attentat verübt haben, gegen das von diesen wichtigen religiösen Persönlichkeiten auf den Weg gebrachte Friedensprogramm sind. Es handelt sich um entschlossenen Widerstand: Wenn wir einen Vergleich anstellen wollen, ist es, als würde jemand Bischöfe ermorde würde, weil sie für den Frieden eintreten", so Pater Giuseppe Moretti von den Barnabiten, der von 1990 bis 2015 in Afghanistan als Missionar tätig war in einem Kommentar zu dem am 4. Juni in Kabul verübten Anschlag auf eine Tagung muslimischer Theologen. Die rund zweitausend Teilnehmenden Religionsgelehrten hatten kurz vor dem Anschlag eine Fatwa gegen den Terrorismus ausgesprochen, den sie damit als illegal und als nicht vereinbar mit der muslimischen Religion bezeichnen. Gleichzeitig luden sie die die Taliban zu Friedensverhandlungen ein.
Zu dem Terroranschlag, der nach Angaben der Polizei von Kabul 14 Tote und etwa 20 Verletzte forderte bekannte sich der Islamische Staat der die Konferenz "ein Treffen klerikaler Tyrannen" nannte.
"Die Taliban hätten niemals einen derartigen Anschlag verübt und eine Versammlung von solcher religiöser Bedeutung angegriffen. Obwohl sie Extremisten sind, sind sie Muslime und handeln nach einem bestimmten ethischen Kodex, wie fragwürdig er auch sein mag. Der Islamische Staat hingegen steht nur für Extremismus und das Ziel der Destabilisierung. Es gibt keinen Respekt für den Menschen ….Das zeugt von einer große existenzielle Leere", so Pater Moretti.
Zur Bedeutung der Geste des Rates sagt der Barnabitenpater: "Es ist das erste Mal, dass eine Fatwa gegen Terrorismus und Bürgerkrieg ausgesprochen wird. Und es ist ein grundlegender Schritt in der Geschichte Afghanistans, denn er ebnet den Weg für den Frieden. Ich glaube, dass die Taliban über die Einladung nachdenken werden, weil sie von gebildeten religiösen Persönlichkeiten kommt, die in Afghanistan mehr Autorität besitzen als Politiker. "
Die afghanische Bevölkerung ist zu 99,7% muslimisch und der Islam ist Staatsreligion. Deshalb dürfen Vertreter anderer Religionen unter der afghanische Bevölkerung keine Gläubigen anwerben. Heute gibt es Afghanistan gibt es eine orthodoxe Kirche, das einzige christliche Kirchengebäude im ganzen Land. Die katholische Kirche ist auf dem Gelände der italienischen Botschaft in Kabul niedergelassen: Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als einfache geistliche Begleitung innerhalb der diplomatischen Vertretung genehmigt und 2002 von Johannes Paul II. in den Rang einer Missio sui iuris erhoben.
In der afghanischen Hauptstadt sind sich auch die Schwestern von Mutter Teresa von Kalkutta und der christliche Verein „Pro Bambini di Kabul“ tätig. Bis 2016 waren auch die Kleinen Schwestern von Charles de Foucauld vor Ort aktiv, die in den 1950er Jahren nach Afghanistan gekommen waren.
(LF) (Fides 7/6/2018)


Teilen:
terrorismus


gewalt


taliban


islam


isis


politischer islam


religionsfreiheit


menschenrechte


dialog