ASIEN/LIBANON - Maronitischer Patriarch warnt nach dem Rücktritt des Premierministers vor einer Destabilisierung des Landes

Montag, 6 November 2017 ostkirchen   schiiten   sektierertum   geopolitik   mittlerer osten  

Nahamet.com

Beirut (Fides) – Nach dem überraschenden Rücktritt des libanesischen Premierministers Saad Hariri müsse vor allem darauf geachtet werden, „dass die Stabilität im Libanon nicht untergraben wird“. So der maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai, der den Beschluss des Regierungschefs bedauert und vor destabilisierenden Folgen warnt. In seiner Predigt beim Sonntagsgottesdienst am gestrigen 5. November erinnerte der Primas der maronitischen Kirche an den Appell des libanesischen Staatspräsidenten Michel Aoun, der darum bittet, die Einheit des Landes zu wahren und ausgewogene Entscheidungen wünscht, wenn es darum geht zu verhindern, dass das Land in die Spirale der Konflikte gerät, die den Nahen Osten prägen. Der Libanon, so Kardinal Rai in seiner Predigt, dürfe nicht zu Bündnissen “in regionalen oder internationalen Achsen“ gezwungen werde, „die nicht seinem Wesen, seinen Werten und der Rolle bei der Kooperation und der Stabilität sowie beim Zusammenleben im Nahen Osten entspricht”.
Am vergangenen 4. November gab der libanesische Premierminister Saad Hariri während eines Aufenthalts in Saudi-Arabien überraschend seinen Rücktritt bekannt. Der sunnitische Politiker tat dies persönlich im Rahmen eines Interviews mit dem TV-Sender al-Arabiya. Dabei beklagte Hariri das vorgehen der mit dem Iran in Verbindung stehenden schiitischen Hishbollah-Bewegung, die seiner Meinung nach “ihre Waffen gegen die Einwohner des Jemen, Syriens und des Libanons richtet“. Er selbst befindet sich seiner Ansicht nach in Lebensgefahr. Der Anführer der Hisbollah, Hassan Nasrallah, vermutet hingegen, dass der Rücktritt des Sunniten Hariri von Saudi-Arabien „erzwungen“ wurde und auch dessen Rücktrittserklärung „von Saudis geschrieben wurde”.
Wenige Tage vor der aktuellen Krise im Libanon, wurde bekannt gegeben, dass der maronitische Patriarch Saudi-Arabien besuchen wird (vgl. Fides 3/11/2017). Nach Angaben des Geschäftsbeauftragten der saudi-arabischen Botschaft im Libanon, soll Kardinal Rai im Rahmen des Besuchs auch König Salman und Kronprinz Mohamed bin Salman begegnen. Doch angesichts der jüngsten Entwicklung sei ein solcher Besuch eher unwahrscheinlich so der maronitische Priester und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke im Libanon (vgl. Fides 4/11/2017). “Ein Besuch des Patriarchaten in Saudi-Arabien könnte in einem solchen Moment als politische Stellungnahme betrachtet werden“, so Pfarrer Zgheib “und dies ist mit Sicherheit nicht die Absicht des Patriarchen, der bereits erklärte, er werden Saudi-Arabien als Brückenbauer besuchen”.
(GV) (Fides 6/11/2017)


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