ASIEN/IRAK - Chaldäischer Patriarch: „Über die Zukunft der Niniveh-Eben sollten die Einwohner der Region entscheiden“

Dienstag, 4 Juli 2017 ostkirchen   mittlerer osten   krisengebiete   geopolitik  

Wikipedia

Mossul (Fides) – Unter den irakischen Christen ist man sich uneinig, was die künftige Verwaltung der so genannten Niniveh-Ebene anbelangt, die vor kurzem von den Milizen des IS befreit wurde und als Heimat der christlichen Gemeinden Mesopotamiens gilt. Der chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako, betont in diesem Zusammenhang, dass über die Zukunft der Niniveh-Ebene im wesentlichen nur Personen entscheiden sollten, “die aus dieser Region stammen” und es sollte geprüft werden “ob es tatsächlich politische Parteien gibt, die deren Interessen vertreten“. In diesem Sinn äußert sich der chaldäische Patriarch erneut zur Frag, die im Mittelpunkt der Konfrontation politischer Parteien und Organisationen steht, die angeblich christliche Glaubensgemeinschaften im Irak vertreten. Patriarch Sako würdigt zwar die Vorschläge und Interesse an der Zukunft der Niniveh-Ebene seitens derer, die das Land vor vielen Jahren verlassen haben und in chaldäischen Auslandsgemeinden leben, beklagt aber, dass “sie weit von der heutigen Situation entfernt sind“ und die tatsächlichen Sorgen der Einwohner der Region nicht kennen. Die christlichen Einwohner der Region, so der chaldäische Patriarch sollten gemeinsam mit muslimischen Mitbürgern und Vertretern anderer Religionen darüber entscheiden und sich dabei nicht “von einer Agenda beeinflussen lassen, die im Ausland formuliert wurde, oder böse Interessen verfolgt”. Der Primas der chaldäischen Kirche fordert erneut, dass „nach allem, was erlitten werden musste, Realitätssinn bewahrt werden muss”. Besorgniserregend sei, dass die tatsächliche Situation der Christen in der Region nicht berücksichtigt werde, deren Häuser demoliert oder während der Belagerung durch den IS und die militärischen Operationen zur Befreiung beschädigt wurden. Eine gemeinsame Lösung müsse in Zusammenarbeit mit der Regierung in Bagdad und den lokalen Behörden, einschließlich denen der Autonomen Provinz Kurdistan gefunden werden. Dabei sei nicht ausgeschlossen, dass um Formen des internationalen Schutzes gebeten werden müsse.
Die Botschaft des Patriarchen wurde vom chaldäischen Patriarchat wenige Tage nach Ende der Konferenz mit dem Titel “A Future for Christians in Iraq” beim Europarlament in Brüssel veröffentlicht. “Alle vertretenen Parteien”, so” der Initiator der Konferenz, der schwedische Europaparlamentarier Adaktusson zu den Beschlüssen, “haben ein Schlussdokument von historischer Bedeutung unterzeichnet. Sie sind sich einig, dass die Niniveh-Ebene im Norden des Irak in eine Provinz mit eigener Regierung innerhalb des Rahmens der Irakischen Verfassung umgewandelt werden soll. Langfristig soll das Ziel verfolgt werden, dass die Region ein höheres Niveau der Autonomie erreicht”.
(GV) (Fides 4/7/2017).


Teilen: