ASIEN/TADSCHIKISTAN - Unangemeldete Moscheen, Koranschulen und Kirchen sind für Kinder und Jugendliche verboten

Samstag, 18 Juni 2011

Duschanbe (Fidesdienst) – Die Untere Kammer des tadschikischen Parlaments möchte durch die Verabschiedung eines neuen Gesetzes verhindern, dass Kinder und Jugendlichen Opfer radikalislamischer Indoktrinierung werden. Das neue Gesetz, das auch als „Gesetz über die Verantwortlichkeit der Eltern“ genannt wird, verbietet Kindern und Jugendlichen den Besuch von Orten oder Versammlungen sowie von Religionsschulen, die nicht vom Staat anerkannt werden. Der Gesetzentwurf wird vor seiner endgültigen Verabschiedung dem Senat zu Debatte vorliegen. Für Gründer von Religionsschulen, deren Einrichtung vom Staat nicht genehmigt wurde, sind Haftstrafen von bis zu 12 Jahren vorgesehen.
Muslimische Religionsvertreter übten unterdessen Kritik an dem Gesetz und appellierten dabei an das Prinzip der Religionsfreiheit. „Es handelt sich um eine Maßnahme, die notwendig ist, um eine Radikalisierung der Gesellschaft zu verhindern“, argumentiert die Regierung. Doch auch christliche Religionsführer bezeichnen das Gesetz als „verwirrend“. „Kirchen und Organisationen werden sich überlegen müssen, wie sie für die Familien die Kultusfreiheit erhalten können, ohne gegen das Gesetz zu verstoßen“, heißt es in einer Verlautbarung der evangelischen Gemeinde „River of Life“ mit rund 2.500 Gläubigen.
Der Gesetzestext dehnt das Konzept von der „elterlichen Verantwortlichkeit“ auf die Bildung und die moralische Erziehung der eigenen Kinder aus: es sei Aufgabe der Eltern zu verhindern, dass Kinder Alkohol trinken, rauchen oder Drogen zu konsumieren.
Erst vor kurzem wiesen Nichtregierungsorganisationen darauf hin, dass in Tadschikistan viele Kinder (insbesondere Straßenkinder) von islamistischen Gruppen rekrutiert werden. In Tadschikistan sind rund 35% der Gesamtbevölkerung (über 7 Millionen Einwohner) unter 14 Jahre alt. Insgesamt 95% der Einwohner Tadschikistans – das zu den ärmsten Staaten der ehemaligen Sowjetunion gehört – sind Muslime. Wie Beobachter berichten gibt es entstehen gerade hier neue extremistische Gruppen: das Rasht-Tal, rund 200 Kilometer von der afghanischen Grenze entfernt, in einem entlegenen Gebiet mit Bergen von bis zu 1.700 Meter Höhe gilt als Hochburg radikalislamischer Gruppen. (PA) (Fidesdienst, 28/05/2011)


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